In der Tat:
ein groooosses Problem! Was mich mehr interessiert, ist, wie man mit jemandem schlafen kann, den man verachtet und obsessiv alle Foren verseucht mit seinen seelischen Obsessionen und gleichzeitig seine körperlichen Obsessionen ungehemmt ausleben zu wollen, möglichst mit der verhassten Kultur und Religion. Das ist - letzten Endes - nichts anderes als das lauthalse Einforderung von Vergewaltigung - die ja nicht nur deshalb keine Vergewaltigung ist, weil man dafür bezahlt hat. Seele ist nur gegen Seele zu haben, Herz nur gegen Herz. Wer es andersherum versucht, ist verdammt zu einer bis in die Ewigkeit nachhallenden Lieblosigkeit - da nützt dann auch das lauteste Schreien nach Freiheit vor dem Islam nichts mehr. Die Eintrittskarte wird an höherer Stelle nicht akzeptiert.
Heute sind es genau 8 Jahre, daß mein Mann und ich uns kennengelernt haben.
Ich habe in dieser Zeit viele Fehler gemacht. Ich habe mich nicht immer gut benommen. Ich war nicht frei von Zweifeln, von Anfechtungen und von Rückfällen in alte, vergessen geglaubte Verletzungs-Muster und zwar sowohl ich als Täter wie auch ich als Opfer.
Die grösste Gefahr jedoch, der meine Liebe und meine Beziehung ausgesetzt war, war ein Mißverständnis, das typisch europäisch ist: ein Marokkaner lobt, was er sieht, was ihm entgegengebracht wird und er selektiert. Er lässt alles aus, was irgendwie beleidigend, verstörend oder auch nur indirekt verletztend für sein Gegenüber sein könnte. Man ist also in der glücklichen Lage - wenn man mit einem Menschen dieses Kulturkreises zusammen ist - ständig in einem warmen, übersonnten Gelände sich zu befinden und allmählich beginnt man, das alles auch tatsächlich zu glauben.
Man wäre ein Mensch ohne Fehler. Man wäre schön, hilfreich und gut. Und man würde immer alles richtig machen, richtig interpretieren, angemessen reagieren. Man wird übermütig. Und spart selbst nicht mit Kritik: das ist eine echte Falle. Nur leider wird sie hier nirgendwo erwähnt. Erwähnt wird immer nur die rosarote Brille, die WIR aufhätten. Und sobald sie erwähnt wird, schrecken wir zurück, als wären wir ertappt worden: nein, wir sollten darauf bestehen, unsere rosarote Brille aufzubehalten, aber nicht zu vergessen, daß wir Menschen aus Fleisch und Blut sind und voller Fehler und Unzulänglichkeiten und unser Gegenüber ein Mensch mit einer Seele, einer Identität und einer Kultur ist, die uns nicht übervorteilen will, sondern wir es sind, die nicht damit umgehen können, wenn wir nicht ständig Kritik ausgesetzt sind (Wettbewerbsgesellschaft ist dafür ein noch sehr mildes Wort).
Und ich habe festgestellt, daß diese Diskussionen weder meinen marokkanischen Mann noch irgendeinen Marokkaner sonst interessieren: sie gehen über die dicksten Frechheiten mit einem nachsichtigen Lächeln hinweg und sie thematisieren es nirgendwo, sie sind sozusagen unbeleidigbar und sie verstehen nicht, warum wir - die angeheirateten Europäaer - uns so über unsere Landleute aufregen können, sie finden es total vernachlässigbar.
Manchmal stelle ich mir vor, wie ich mich von meinem Mann trenne (alles verliere, weil ich zu dumm war zu vertrauen) und dann sehe ich immer ein Messer vor mir (ein scharfes Tranchiermesser), das mir unter die Haut fährt: nackte Panik ist das Ergebnis und dann renne ich los, um ihn wieder einzuholen.
Sicher etwas übertrieben, aber wer will schon leben ohne zu Übertreiben.
Josi
Josi