Werte Forummitglieder, bin gerade von Marokko zurück und habe die Artikel über die "Belästigungen" durch Straßenkinder in Tanger gelesen. Dazu meine Geschichte, erlebt und durchgeführt am 10.11.2007: Als ich mit meinem marokkanischen Reisebegleiter nach Asilah fuhr, gelang es von mir unbemerkt, 2 Jugendlichen auf mein Wohnmobil aufzuspringen. Als ich in die Hafeneinfahrt einfahren wollte, stoppte mich die Polizei und ich wurde auf diese Tatsache hingewiesen. Ich nahm meine Leiter, kletterte auf das Dach und sah 2 ca. 18 jährige junge Männer, die sich ganz dicht an das Dach schmiegten und sehr erschrocken wirkten. Ich forderte die beiden auf, das Dach zu verlassen, da sie ja von der Polizei entdeckt worden waren. Das taten sie auch ohne jegliche Abwehrreaktion. Ich zeigte ihnen, das es mir leid tat, das tun zu müssen.
Ich übernachtete im Hafen, um am nächsten Tag frühzeitig mit dem Schiff nach Algeciras zu fahren. Arabisches Gewirr verhinderte meine zeitige Abfahrt und ich konnte ca. 6 Stunden im Hafen das Treiben beobachten. Als ich mit meinem Hund durch das Hafengelände schritt, war unschwer zu erkennen, das es nicht wenigen Kindern und jungen Männern gelungen war, in das Innere des Hafens zu kommen. Sie alle versuchten unter den LKW- Unterteilen im hinterem Bereich der Fahrzeuge einen Platz zu finden, um nach Europa zu gelangen. Die Gesichter dieser Menschen waren hoch konzentriert, die Kleidung auf eine längere und sehr anstrengende Fahrt zugeschnitten. Ihre Gesichter waren rußgeschwärzt. Plötzlich lugte zwischen 2 mächtigen Doppelreifen ein Gesicht hervor. Rußschwarz und konzentriert. Der Fahrer des holländischen Fahrzeuges hatte bereits seinen Motor laufen. Die Räder konnten also jede Sekunde sich in Bewegung setzten. Ich holte eine Tüte mit Brot und eine Büchse Sardinen, gab sie dem unbekannten Lockenkopf und er dankte mir dafür sehr herzlich. Plötzlich erschienen einige Köpfe zwischen anderen Fahrzeugen, die wohl mitbekommen hatten, das ich etwas eßbares verteile. Ich kaufte noch Brot und Sardinen, tat diese Ware wieder in Beutel und verteilte diese an die Bedürftigen.
Ich stellte mich danach so in Position, das ich Fahrzeuge beobachten konnte, die in das bereitstehende Schiff einfahren wollten. Kurz vorher wurde jedes Fahrzeug gestoppt, ein in ziviler Kleidung erscheinender Mensch hatte 2 Hunde bei sich, die die hinteren Achsen der Fahrzeuge durchsuchten. Ich hielt den Atem an - es wurden 4 junge Leute unter dem Auto gefunden. Als sie rußgeschwarzt hervorkrochen, wurden sie geschlagen und getreten. Ein in zivil gekleideter Mann bleibt mir sehr gut in Erinnerung: Er tat sich ganz besonders hervor. Er traktierte mit seinen Schuhen jedem der aufgefundenen Menschen. Ich ging zu ihm hin, schrie ihn an "stopp" - er sah mich an, wurde unsicher und traktierte sein Opfer nicht mehr. Ich ging zu dem Opfer, gab ihm einige wenige Restdirhams, sah in sein Gesicht und bin wieder verschwunden. Ich habe noch beobachten können, wie man die Hunde auf diese Menschen hetzte.

Als ich in Algeciras im Hafen vor der Polizeikontrolle stand, brachten spanische Beamte 3 junge Männer in Handschellen. 3 von den rußgeschwärzten "Gesellen" hatten es geschafft! Sie sahen stolz aus. Ich ging zu dem Beamten, fragte ihn, ob ich diesen jungen Männern etwas Geld geben könnte. Ich tat es.

Und in diesen Moment, dachte ich an das "Begrüßungsgeld" was ich und alle meiner Landsleute der ehemaligen DDR von der Bundesregierung empfangen hatte...

Damals wurde uns auch die Freiheit versprochen, die 3 jungen Leute haben auch ihre Freiheit gesucht. Mit Ihren Mitteln versuchen es wohl tagtäglich viele ihrer Landsleute.

Wolfgang Ammon


siehe auch meine Infos unter:

www.dr-ammon-tours.de