Hallo, hier noch ein sehr interessanter Link zu einer französischsprachigen Internet-Seite aus der Schweiz.

http://www.espace-adoption.ch/f/pays.php?country=MA

In diesem Adoptionsforum diskutieren und schreiben auch viele Marokkaner aus Frankreich. (In Frankreich gelten zum Thema Adoption die gleichen Gesetze wie in Deutschland.)

Die Diskussionen hier machen die Tragik der allgemeinen Rechtslage besonders deutlich. In Frankreich leben viele Marokkaner bereits seit mehreren Generationen. Und darunter auch solche, deren Brüder oder Schwestern in Marokko verstorben sind.

Verständlicherweise liegt es nahe, daß der in Frankreich lebende marokkanische Onkel oder die marokkanische Tante seine/ihre Nichte oder Neffen an Kindes statt annehmen möchte. Damit in Frankreich ein endgültiges Bleiberecht (Visum) für das Kind ausgesprochen wird, verlangt der französische Staat die „Adoption pleinière“. Und Frankreich setzt für die Adoption (genauso wie Deutschland) voraus, daß das Land, aus dem das Kind kommt, die Haager Konvention unterschrieben hat und über eine Adoptionsvermittlungsstelle verfügt. Was bei Marokko nicht der Fall ist.

Es schließt sich somit der Kreis des „Unmöglich Machen’s“.

Ich persönlich finde, man kann weder das Rechtsinstitut für die Aufnahme von Kindern in Marokko (die Kafala), noch die in Deutschland, Frankreich (die Voll-Adoption)kritisieren.

Beide sind vor dem Hintergrund der jeweiligen Landes-Traditionen und -Religionen entstanden und haben ihre Berechtigung in ihrem Landes-Kontext und in der Praxis Vor- und Nachteile.

Bedauerlich jedoch finde ich, daß die Staaten nicht in der Lage sind, landesübergreifende Rechtsformen zu etablieren, die Kindern ohne Eltern HELFEN, statt Hilfe zu verhindern.

Das Wohl der Kinder schreibt sich jedes Land als Motto auf die Fahne, die islamisch sowie die christlich geprägten Länder. Aber es sind enge Sichtweisen, die Zusammenleben und Globalisierung nicht zulassen und die nicht berücksichtigen, daß in der Praxis schon längst geschieht, was die vielleicht etwas kurzsichtigen Augen nicht sehen wollen:

Ein friedliches Zusammenleben über die Landesgrenzen hinaus von Menschen aller Nationalitäten, Religionen, Hautfarben.

Im Sinne der Kinder wünsche ich mir, daß Politiker aufeinander zugehen und Lösungen finden, statt die Grenzen gegenseitig „dicht“ zu machen.

Übrigens, wenn jemand über entsprechende Kontakte verfügt (sei es in Marokko oder in Deutschland) – mein Mann und ich sind gerne bereit, Zeit und Mühe in Initiativen zu investieren, die rechtliche Änderungen zum Wohle der Kinder herbeiführen können.

Viele Grüße, Ulla

P.S. Zitat aus der oben genannten Homepage:
 Antwort auf:
Auteurs: xxx
Date: 29-06-04 15:49

...J'ai la kafala pour ma nièce dont la mére est décèdée et le pére inconnu
j'ai essayé en 2000 et 2001 d'obtenir un visa mais le consulat francais me la refusé
j'ai reussi a faire entrer ma nièce illégalement et à la scolarisée depuis septembre 2002 mais je ne peux malheureusement pas la faire sortir du territoire francais... Merci de l'attention que vous porterez à ma demande . J'attends votre réponse .

Deutsche Übersetzung: Ich habe die Kafala (marokkanisches Sorgerecht) für meine Nichte, deren Mutter verstorben und deren Vater unbekannt ist. Im Jahr 2000 und 2001 habe ich versucht, ein Visum für das Kind zu bekommen, aber das französische Konsulat hat das abgelehnt. Es ist mir gelungen, das Kind illegal nach Frankreich einreisen zu lassen und es geht hier seit September 2002 zur Schule. Leider kann ich das Kind nun nicht mehr aus Frankreich ausreisen lassen.. Vielen Dank für Eure Ratschläge !


Viele Grüße, Ulla

"Ein Kind ist kein Gefäß, das gefüllt, sondern ein Feuer, das entzündet werden will" Francois Rabelais