Hallo ihr alle,
Marokkaner betrachten wirklich zu 99% die Westsahara als Staatsgebiet. Die Wirklichkeit ist komplizierter, auch nicht mit der DDR oder anderen Staatenteilungen zu vergleichen. Vor der Aufteilung des Gebietes in der Kolonialzeit durch Franzosen und Spanier, gab es kein festgesetztes marokkanische Staatsgebiet, aehnlich wie in vielen anderen Regionen Afrikas. Der Sultan hatte lediglich damals eine Art Schutzfunktion fuer viele der in der Westsahara ansaessige Staemme und die Einflussphaere ging tatsaechlich bis zum Senegal, aber nicht ein unabhaengiger Staat. Die Frage ist ob man tatsaechlich daraus einen Staatsanspruch ableiten kann. Das sieht man auch an dem Schiedsspruch aus Den Haag den alle Seiten versuchen zu ihrem Nutzen auszulegen. Tatsache ist dass Marokko Fakten schafft in dem die Westsahara staerker entwickelt wird als die meisten Regionen in Marokko. Es fliesst sehr Geld in das Stueck Wueste, das im Norden vor allem im Rif gut gebraucht werden koennte. Es werden viele Marokkaner aus dem Nordenmit gutem Verdienst und Stuervorteilen in den Sueden gelotst, so dass tatsaechlich mittlerweile die Saharouis in der Minderheit sind und viele MArokkaner seit 20 Jahren dort leben, die man schlecht wieder vertreiben koentte, sollte das Land unabhaengig werden. Die Volksabstimmung wurde von beiden Seiten solange behindert, weil immer und ewig ueber die Zahl der Wahlberechtigten gestritten wurde. Jeder versuchte moeglichst viele Waehler auf seine Liste zu bekommen, obwohl es eigentlich klar war wer waehlen durfte - in der Westsahara Ansaessige bis 1976. Da die Jahre dahingehen ist das mitllerweile auch laecherlich wenn nur noch Alte entscheiden duerften wohin der Weg geht. Das Rad ist ohnehin nicht mehr zurueckzuschrauben, da Marokko nie und nimmer das viele Geld das in das Land gesteckt wurde im Sand versickern will. Wer die Westsahara zu spanischen Zeiten gesehen hat, kann sich jetzt nur noch die Augen reiben. Laayoun war frueher ein Drecknest, jetzt ist es eine bluehende Stadt. Das Gebiet wird also marokkanisch bleiben wenn es irgendwie international zu vertreten ist. Wir waren sowohl zu spanischenZeiten in der Westsahara und auch seit 1975 mindestens fuenfmal. Das letzte Mal im Februar 2003. In Laayoun kamen wir letztes Jahr mit Saharaouis ins Gespraech die am Strand Picknick machten in der Naehe wo wir kampten. Fuer sie war die Westsahara eindeutig nicht Teil Marokkos. Ein unloesbarer Konflikt? Es gibt zwei Seiten der Medaille - einerseits hat das Land einen Wohlstand unter Marokko erreicht von denen vieoe vorher nur traeumen konnten,andererseits besteht keinerlei politische Freiheitund auch massiver Druck auf die Saharouis. Diese wissen das ihnen die Zeit davon laueft, andererseits wollen sie sich nicht mit dem Zustand der Besatzung abfinden. Die Polosario in den Lagern vegetieren dahin und sind von Spenden abhangig, traeumen aber auch nach dem Ende des kalten Krieges von einer sozialistischen unabhaenigigen Republik und vverschliessen ihren Blick davor, dass eine unabhaengige epublik Sahara nicht esistenzfaehig waere. Was also tun? Der zuletzt vorgeschlagenen Weg, den auch Kofi Annan befuerworten wuerde waere die Teilautonomie, die aber im Gegensatz zu den internationalen Grenziehungen nach Ende der Kolonisation in Afrika stehen wuerde, dass damals gezogene Grenzen auch beibehalten werden sollen. Deshalb wird es sich wahrscheinlich noch eine Weile hinziehen bis es zu einer tatsaechlichen Beendigung des Konfliktes kommt. Die UNO hat ja auch schon eine ganze Weile von sich gegeben, dass sie nur noch widerwillig das Mandat verlaengert und die Polisario hat auch schon neuerdings mit Krieg gedroht, falls es zu keinem Referendum kommt. Ob es stimmt dass jetzt auch angeblich die Polisario einer Teilautonomie zugestimmt hat wie ich es vor ca. 2 Monaten auf BBC gehiert habe weiss ich nicht, denn ich bin seit 14 Monaten in Afrika unterwegs und deshalb nicht immer auf dem Laufenden. Auf den UNO-Seiten gibt es ausfuehrliche Infos zur Westsahara, ich habe leider nicht die Netadresse im Kopf.
BEste Gruesse aus Windhoek in Namibia
ERika Därr