die dritte folge des spiegel-beitrags ist online. darin ist u.a. zu lesen:

---
>> Die Lehrkräfte, die dieser lilafarbenen Version von Jungenpädagogik anhängen, sehen in den kleinen Phallusträgern in Schulen und Kindergärten vor allem potenzielle Paschas und Eckenpinkler, Schläger und Vergewaltiger, die es auf die rechte Bahn zu zwingen gelte.

Dabei helfen Ratgeber mit Titeln wie "Mein Sohn soll kein Macho werden", verfasst von einer Oldenburger Pädagogikprofessorin. Sie empfiehlt, kleine Jungs zu massieren statt mit ihnen zu toben ("beugt Gewalttätigkeit vor"), in ihnen ein "Gefühl für ein kultiviertes Zuhause" zu wecken und ihnen beim kleinsten Anzeichen von beginnendem Machotum Rollenspiele zu verordnen: "Du bist jetzt ein Storchenvater und hütest die Eier im Nest."

Die bemühte "Anti-Macho-Pädagogik" samt "Macho-Frühtest" nervte sogar die eher frauenbewegte "Tageszeitung". Das linksalternative Blatt mokierte sich über den "unbeholfenen nachfeministischen Versuch, an den Jungs zu exekutieren, was bei den Männern fehlschlug".

Als in den neunziger Jahren die ersten jungenpädagogische Experimente starteten, sei "die Sicht auf Jungen fast ausschließlich negativ und defizitär" gewesen, heißt es in einer Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Die Bemühungen hätten zunächst ausschließlich auf den "Abbau von sexistischem oder patriarchalischem Verhalten" gezielt, resümiert die Projektgruppe Jungenpädagogik am Tübinger Institut für regionale Innovation und Sozialforschung (Iris).

Inzwischen jedoch habe sich, so Iris, die Annahme, Jungenpädagogik heiße vor allem, "Männlichkeitsbilder zu demontieren", als Irrtum erwiesen. Nunmehr mache sich die Einsicht breit, dass auch Jungen Bedürfnisse haben, "die es wert sind, beachtet zu werden": "Jungenarbeit kommt ohne Vorstellungen eines gelingenden Junge- und Mannseins nicht aus."

[…]

Wenn "wieder mehr Männer in Erziehungsberufe gingen", wie es sich auch der Berliner Sozialpädagogik-Professor Wolfgang Tietze wünscht, werde es womöglich in der Tat besser gelingen, auf typisches Jungenverhalten angemessen zu reagieren. "Prahlen, Wettbewerb, Kampflust, Coolness sind nicht nur Restbestände eines patriarchalischen Männerbildes, sondern auch Potenziale", glaubt der Schweizer Jungenkundler Guggenbühl. Das jungentypische Prahlen könne auch "eine Form der Selbstmotivation" sein: "Knaben treiben sich innerlich an, wenn sie großartige Projekte entwerfen. Warum diese Realitätsüberhöhung nicht pädagogisch nutzen?" <<

---
=> zum artikel (druck- / vollversion): spiegel - (Böse Buben, kranke Knaben: "Mann, sind die Sterne geil")