najib,

du schreibst lang, ich kann nicht auf alles eingehen. was ich zu sagen habe, habe ich oben gesagt. vielleicht möchte ich eins noch deutlicher hervorheben, denn ich denke, es wird einiges nicht auseinandergehalten: du bewertest aus einem religiösen, muslimischen standpunkt und es ist sicherlich löblich, nicht den irrationalen reflexen des radikalen mobs zu unterliegen.

ich tue das aus einem anderen nicht religiösen standpunkt und überlasse, diesmal und in diesem rahmen, die diskussion über die reaktionen den muslims.

heute habe ich wie oft die presseschau des deutschlandfunks gehört. es ist erstaunlich wie die deutschen und europäischen journalisten alles in ihrem kopf ausschalten, um den papst, das christentum und den westen in schutz zu nehmen. man könnte deren tenor um das 17 jahrhundert herum situieren!

bei anderen themen, auch denen, die dem vatikan tabou sind, wie die homosexualität etwa oder der schwangerschaftabbruch, zeigen sie sich wie avant-gardisten.

der widerspruch kann nur aus den tribalen reflexen erklärt werden.

später habe ich doch noch diesen artikel gefunden, der die aussagen bzw. das zitat des papstes als "rhetorisch absoluten unsinn" abkanzelt. doch auch dieser kritiker kann sich von dem "aber die anderen sind schlimmer" nicht befreien.

http://focus.de
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Papst-Vorlesung
"Rhetorisch absoluter Unsinn"

Das islam-kritische Zitat in der Regensburger Papstrede, das die Moslems in aller Welt zur Weißglut gebracht hat, wäre nach Expertenansicht bei besserer Medienberatung nicht gefallen.

Benedikt XVI. habe am 12. September die „typische Rede eines deutschen Professors gehalten“, sagte der Vatikan-Experte Hanspeter Oschwald, Autor des Buchs „Der deutsche Papst“, am Montag im Gespräch mit FOCUS Online. Zwar habe der Pontifex maximus mit dem Zitat nicht seine eigene Meinung wiedergegeben, aber der katholische Oberhirte habe schlichtweg vergessen, dass er nicht mehr Wissenschaftler, sondern Papst sei. Oschwald bezeichnete es als „dumm“, wenn ein Zitat verwendet werde, über das die Geschichte hinweggegangen sei. Das sei „rhetorisch absoluter Unsinn“. Er sei sich ziemlich sicher, so Oschwald, dass Benedikt von den Reaktionen „persönlich erschrocken“ gewesen sei.

“Nur Schlechtes und Inhumanes“

In Regensburg hatte Benedikt den mittelalterlichen byzantinischen Kaiser Manuel II. Palaeologos im Dialog mit einem gebildeten Perser unter anderem mit folgenden Worten zitiert: „Er sagt: ´Zeig mir doch, was Mohammed Neues gebracht hat, und da wirst du nur Schlechtes und Inhumanes finden wie dies, dass er vorgeschrieben hat, den Glauben, den er predigte, durch das Schwert zu verbreiten.´ Der Kaiser begründet dann eingehend, warum Glaubensverbreitung durch Gewalt widersinnig ist. Sie steht im Widerspruch zum Wesen Gottes und zum Wesen der Seele.“

Es sei klar geworden, dass der Deutsche auf dem Stuhl Petri „relativ wenig von Medienwirkung weiß“, so Oschwald weiter. Er empfehle dem Vatikan, eine „ordentlich arbeitende Medienabteilung“ einzurichten. So etwas dürfe einem Papst heutzutage nicht passieren.

Überzogene Reaktion wegen niedrigem Bildungsniveau

Oschwald spart auch nicht mit Kritik an der überzogenen Reaktion in den moslemischen Ländern: Die Rede sei dort „gewaltig missbraucht und manipuliert“ worden. Der Vatikan-Experte erklärt sich die antikatholischen Aufwallungen mit einem „ziemlich niedrigen Bildungsniveau“, das dort herrsche. Deswegen sei die Masse dort sehr leicht zu manipulieren. Oschwald geht davon aus, dass sich die Wogen in diesem Fall nicht schnell wieder glätten werden: Es gebe genügend Hetzer vor allem in Ländern wie Pakistan und Indonesien, die die Aufregung weiterhin ausnützen würden.

Trotz der erhitzten Gemüter im islamischen Raum wie auch der zunehmenden Skepsis gegenüber Moslems im Westen lehnt Oschwald den vom US-Geschichtsprofessor Samuel Huntington geprägten Begriff des „Kampfs der Kulturen“ ab. Von einem Krieg der Religionen könne man nicht sprechen, vielmehr hätten die überzogenen Reaktionen in den islamischen Ländern mit einem Minderwertigkeitskomplex gegenüber dem modernen, entwickelten Westen zu tun. Die Religion werde, was diesen „späten Antikolonialismus“ anbelange, nur vorgeschoben. Tatsächlich sei es so, dass von einem Aufeinandertreffen zwischen Christentum und Islam nicht die Rede sein könne, wohl aber von einem Kulturkampf zwischen rückständigen Fundamentalisten innerhalb des Islam.