Hallo Ulla!

Du fragtest nach der Zeitehe: unter den meisten modernen Shiiten ist diese verpönt, auch wenn sie erlaubt ist, da sie der Frau nicht wirklich einen guten Schutz bietet und man sie auch als kaum verschleierte Prostitution sehen kann (man kann Zeitehen nämlich sogar für wenige Stunden schließen). In Iran gibt es Bestrebungen ultra-religiöser Kreise, unter jugen Leuten Zeitehen zu propagiren, und diese nach Ablauf der Zeit in eine Dauerehe umzuwandeln. Grund dafür ist u. a. die wirtschaftliche Situation, und die Angst der Mullahs vor Unzucht. Gut ist das ganze nicht, und wird von den meisten Eltern auch abgelehnt. Keine anständige Familie würde ihre Tochter in eine Zeitehe geben, es sei denn, sie sind wirtschaftlich von der Familie des Zeitehemannes abhängig, was heutzutage nur noch selten vorkommt.

Ich persönlich kenne nur eine Frau, die in einer Zeitehe lebt, und diese hat vor dem Eingehen der Ehe mit einem Afghanen nichst über die Folgen gewußt, z. B. daß sie weder richtig abgesichert ist noch in der Community als ordentliche Ehefrau angesehen wird. Jetzt versucht sie, die abgemachten 3 Jahre zu verkürzen. Ich wage zu bezweifeln, daß diese Ehe in der shiitischen Moschee Hamburg geschlossen wurde, da die Frau keine Iranerin ist und sich die Moschee aus solchen rechtlich bedenklichen Sachen lieber heraushält ...

Ich kenne nur ein Fall, wo eine Zeitehe (99 Jahre) sinnvollerweise eingegangen wurde: eine jüdische Frau wollte einen Moslem heiraten, und da das shiitische Recht nur monoreligiöse Ehen als Dauerehen anerkennt, sie aber nicht konvertieren wollte, hat sich das Paar für diese Eheform entschieden. Sie fühlen sich "normal" verheiratet, und die Sache ist auf Dauer angelegt. Der Ehemann nutzt die Situation nicht aus, aber das ist aus meiner Sicht die Ausnahme.

Yours,

I.