sicher! der weihnachtsbaum hat mit "weihnachten" nichts zu tun! oder doch?

jede religion - auch der islam - hat sich in gewisser weise den bräuchen angepasst, die in den landstrichen herrschten, die missioniert werden sollten. im germanischen raum gab es bäume (wie überhaupt bäume im germanischen bewusstsein eine ausserordentliche rolle spielen!), die zu gewissen zeiten geschmückt wurden. dies geschah zu ehren heidnischer götter! darauf hat das christentum aufgebaut.

ich muss hier mal ein wenig ausholen: wenn man nach syracus auf sizilien kommt, kann man eine sehr ausladende, sehr barocke kirche in der altstadt besuchen. was aber erwartet den besucher in der kirche? ihr hauptschiff wird getragen von -

griechischen säulen!

(sizilien war das "gross-griechenland" der antike, syracus eine der bedeutendsten städte griechenlands!).

was bedeutet es, dass eine christliche kirche aus elementen griechischer tempel gebaut ist?

jede neue religion hat auf der alten aufgebaut. ich bin mir sicher, dass die kirchen auf "germanischem gebiet" auf plätzen errichtet wurden, die zuvor heidnischen gebräuchen dienten.

kommen wir noch einmal zurück auf die integrationskraft von religionen auf heidnische gebräuche!

in marokko gibt es marabuts! das sind kleine bauwerke, die dem andenken regionaler heiliger dient. sie werden sehr verehrt und es werden ihnen zur ehre jedes jahr feste veranstaltet.

diese marabuts sind nicht islamischen, sondern - heidnischen ursprungs. und dennoch hat der islam diese bräuche aufgenommen in den kanon des islamischen glaubens.

zurück zum weihnachtsbaum: die christliche religion konnte an den alten riten und gebräuchen in germanien nicht vorbeisehen. daran hingen die menschen, das war ihre identität! also nahm man ihre gebräuche mit vorsicht in die religion auf - wenn...

ja, wenn sie nicht im gegensatz zur christlichen religion standen.

der weihnachtsbaum mit seinen lichtern steht nicht im widerspruch zum christlichen glauben. er ist aber symbol dafür, dass menschen nicht ihre identität aufgeben müssen, um einen ihnen zuerst einmal fremden glauben anzunehmen! es gibt viele traditionen in deutschland (und europa), die *vor* der christianisierung fest in der bevölkerung verankert waren.

hätte man den menschen ihre ureigenen traditionen genommen, hätten sie sich nie davon überzeugen lassen, dass das christentum ein weg der gnade und des heils ist!

Jocim