Assalamu 'alaykum!

Ich sehe, daß diese Diskussion auf zwei Bahnen verläuft: Die einen raten Fatima, ihrem Herzen zu folgen und glücklich zu werden, die anderen (scheinbar überzeugte Muslime) raten ihr, sich Zeit zu nehmen, alles zu überdenken, über die eigene persönliche Religiosität nachzudenken und vor allem sich ein Bild davon zu machen versuchen, welche Folgen die Entscheidung für die Heirat einer Muslima mit einem Christen für sie selbst und für ihre Familie haben kann, aber auch welchen Wert die eigene religiöse Überzeugung dann noch hat.
Einleitend nochmal aus islamischer Sicht, wenn sich hier natürlich einiges wiederholt, aber das ist dieses wichtige Thema doch wert:
"Eine muslimische Frau darf keinen Christen und keinen Juden heiraten (im Gegensatz zum muslimischen Mann), es versteht sich von selbst, daß sie keinen Ungläubigen heiraten darf, d.h. jemand, der nicht an Den Einen Gott glaubt.
Für diesen Unterschied gibt es viele gute Gründe. Zunächst ist der Mann das Familienoberhaupt, ernährt die Familie und ist für seine Frau verantwortlich. Während der Islam der jüdischen oder christlichen Frau eines Muslims durch seine Gesetze und Anweisungen Freiheit des Glaubens und der Religionsausübung garantiert, so daß ihre Rechte nach ihrem Glauben gewahrt sind, garantieren andere Religionen wie Judentum und Christentum einer Ehefrau anderen Glaubens ihre Freiheit des Glaubens und der Relgionsausübung NICHT und schützen auch ihre Rechte nicht. Wie kann der Islam in diesem Fall die Zukunft seiner Töchter der Ungewißheit überlassen und sie in die Hände von Leuten geben, die weder ihre Relgion achten noch bemüht sind, ihre Rechte zu wahren?
Die Ehe zwischen Mann und Frau unterschiedlichen Glaubens kann nur auf der Achtung des Mannes (als Familienoberhaupt und -verantwortlicher) vor dem Glauben seiner Frau beruhen, sonst wird eine gute Beziehung nicht entstehen. Muslime glauben, daß beide, Judentum und Christentum, von göttlicher Offenbarung herrühren, wenn auch später Verfälschungen vorgenommen wurden. Muslime glauben auch, daß Gott Moses die Torah und Jesus das Evangelium offenbarte, und daß Moses und Jesus (Friede auf ihnen) zu Allahs Gesandten gehören, die sich durch ihre Standhaftigkeit auszeichneten.
Demnach lebt die jüdische oder christliche Ehefrau eines Muslims unter dem Schutz eines Mannes, der die Grundlage ihres Glaubens, ihre Heilige Schrift und ihre Propheten achtet, während im Gegensatz dazu der Jude oder Christ weder den göttlichen Ursprung des Islam anerkennt, noch seinen Propheten (Gott segne ihn und schenke ihm Heil). Wie könnte eine muslimische Frau mit einem solchen Mann zusammenleben, wobei ihre Religion von ihr die Beachtung bestimmter Formen des Gottesdienstes fordert, Pflichten und auch manche Verbote? Es wäre der muslimischen Frau unmöglich, die Achtung für ihren Glauben und ihre Religionsausübung zu erhalten."

Nun liebe Fatima, ich weiß nicht, ob dich die Beiträge der überzeugten Muslime überzeugen. Ich weiß auch nicht, wie es um deine persönliche Religiosität und deine Überzeugung für den Islam steht, aber die Tatsache, daß du deine Verzweiflung hier im Relgionsforum zur Debatte stellst, spricht dafür, daß dir deine Relgion nicht gleichgültig ist, möge Gott dich darin bestärken.
Ich wüßte gerne, wie alt du bist, denn ich denke, daß das Alter nicht ganz unwichtig ist, wie man mit einer solch schwerwiegenden Entscheidung umgeht. Essarghini und Yacin haben dir den guten RAt gegeben, dich auf deine religiöse Überzeugung zu besinnen, ich schließe mich dem an. Nimm dir die Zeit, überlege und horche tief in dich hinein, frag dich, was dir der Islam in deinem persönlichen Leben bedeutet, was erwartest du von Gott? was erhoffst du dir durch deine Religion? wie hilft sie dir in deinem täglichen irdischen Leben?
Ich weiß nicht, wie die Beziehung zu deinem deutschen Freund aussieht, wie eng, wie fest, wie verbunden ist sie? Hast du gar vielleicht als Muslima, als die du dich ja ausgibst, in dieser Beziehung bereits Grenzen überschritten, die der Islam dir aufweist? Gott ist Vergebend und Barmherzig! Denk bei deiner Entscheidung zunächst daran, wie du gegen Gott richtig handelst, danach denk daran, wie du gegen deine Eltern gerecht handelst, dann erst frag dich, ob du deinem Freund mit einer Entscheidung gegen ihn mehr schadest als wenn du dich gegen Gott, deine Familie und vor allem letztlich gegen dich selbst vergehst.
Du trittst hier als Muslima auf und es ist offensichtlich, daß du Wert auf die Meinung der Muslime in diesem Forum legst, also laß dich von mitfühlenden Muslimen beraten, legst du Wert auf Meinungen, die dich quasi von deiner eigenen muslimischen Verantwortung und Pflicht entbinden und dich bestärken, deinem Herzen zu folgen, dann könnte dein "Hilferuf" auch in der Plauderecke Halka stehen.
Du hast ja deine Argumente für eine "gut funktionierende" Ehe mit deinem Freund vorgetragen: er akzeptiert deine Religion, er bleibt bei seiner, du willst gar nicht, daß er Muslim wird, eure Kinder werden muslimisch erzogen...
Nun frage ich dich: Willst du allen Ernstes den Islam neu definieren, oder erweitern, oder verfälschen, indem du für dich ein Schlupfloch zu finden meinst, das dir genehm ist? Vergiß nicht, ich appelliere an die Muslima in dir, sollte es aber sein, daß du gar nicht überzeugt bist von deinem Glauben, dann ignorier all die guten Ratschläge und mach was du willst!
Sei dir aber sicher, daß eine Zeit kommt, wo aus Liebe Routine wird und du dich selbst an deine Pflichten erinnerst. Du wirst Bilanz ziehen, und sehen, daß du einen Fehler gemacht hast, daß das Diesseits nicht einmal ein Stäubchen dessen ausmacht, was uns erwartet, in guter wie in schlechter Hinsicht. Als Muslima muß ich dir nicht beweisen (wie hier manch hirnverbrannte Person zu fordern meint!), welchen Stellenwert der Koran für unser Leben und Handeln hat, und was er uns für das Jenseits verheißt (Jene, die nicht an den Tag der Auferstehung und an ein jenseitiges ewiges Leben glauben, bitte ich sich aus dieser Dsikussion rauszuhalten, da eine solche nichts fruchtet).
Nun zu deiner Familie. Ich nehme an, deine Familie wäre nicht nur gegen eine solche Heirat, sondern du würdest sie zerreißen (ich ziel hier nicht auf dein schlechtes Gewissen ab, ich bin nur realistisch, weil ich auch Muslima, Frau und relgiös bin, und weil ich mir vorstellen kann, was ich in solch einem Falle meiner Familie zumuten würde (a'udhu billahi mina shaytani rajim!).
Deine Mutter war mit dir schwanger, sie hat in der Schwangerschaft gelitten, hat dich auf die Welt gebracht, deine Eltern haben dich erzogen, mit viel Mühe und viel Liebe, mit Verantwortung und Pflichtgefühl, sie haben dich zu einer Muslima erzogen (denn jeder Mensch kommt als Muslim auf die Welt, d.h. er ist natürlich veranlagt, Gott zu dienen), oder könntest du deinen Eltern vorwerfen,sie hätten dir nicht den richtigen Weg aufgezeigt? In deinem ganzen bisherigen Leben hast du eine Beziehung zu deiner Familie aufgebaut, die durch nichts zu erschüttern wäre...doch, sie könnte erschüttert werden, durch deine Entscheidung, gegen deinen Glauben und gegen deine Eltern und gegen dich selbst und was du bist zu handeln. Ist es das wert, deine Familie zu zerstören und etwas zu folgen, daß noch gar keinen festen Platz in deinem Leben eingenommen hat?

Na gut, du liebst deinen Freund so sehr, daß du im Moment noch verblendet bist, du willst, daß er so bleibt wie er ist. Warum willst du das? Warum lädtst du ihn nicht dazu ein, den Islam anzunehmen? Wäre es nicht wunderbar, wenn der Mensch, den du liebst, und mit dem du dein Leben verbringen willst, deinen Glauben teilt, mit dir zusammen betet, fastet, und ihr Kinder mit demselben Glauben großzieht?
Wenn er es nur für dich tun soll, dann wäre es in der Tat heuchlerisch, denn damit wäre nichts gewonnen, ihr würdet gegen Gott blasphemisch handeln und euch gegen euch selbst versündigen.
Scheinbar ist dein eigener Glaube nicht standfest genug, denn dann würde dein Freund merken, wie wichtig für dich der Islam ist, wäre er für dich lebensnotwendig (im wahrsten Sinne) würde er sehen, daß du eine Überzeugung vertrittst, die derart stark ist, daß er dich dafür bewundern würde. So würde er selbst durch dich und dein Verdienst dem Islam näher kommen, aus Überzeugung, aber indirekt auch aus einer rationalen ehrlichen Liebe zu dir. Ich hätte größere Hoffnung bei einem christlichen Theologen, daß er meinen Glauben versteht als bei jemand, der mit Gott nichts am Hut hat. Jemand, der an Gott glaubt, der Gott dient, der ihm seine Art zu leben, verschrieben hat (das tun gläubige Menschen tagtäglich ohne Asketen zu sein!), verdient meinen größten Respekt, jemand, der Gott ablehnt oder ihn verneint, der hat mein Mitleid!
Stell dir vor, welchen gewaltigen Lohn du bei Gott hast, wenn dein Freund durch dich, durch deinen starken Glauben, durch deine felsenfeste Überzeugung zum Islam findet und ihr dann mit Gottes Segen und Schutz in Seiner Gunst lebt!
Warum sollte der Beruf deines Freundes ausschlaggebend dafür sein, daß er Christ bleibt? Er sollte Christ bleiben, wenn er von seinem Glauben überzeugt ist und er überzeugt ist, daß ihm der Islam keine bessere Alternative bietet, aber warum wegen des Berufes?
Zum guten Schluß:
Versuch zu dir zu finden, und du wirst Gott finden, Er wird dich leiten. Versuch, den Kontakt zu deinem Freund für eine Weile auszusetzen, damit du eine wirklich freie, aus dir heraus kommende Entscheidung treffen kannst.
Gott ist vergebend und barmherzig, und er wendet sich den Reuigen reumütig zu. Möge Er dich rechtleiten und Unheil von dir und von deiner Familie abwenden.
Mancher mag dir sagen: das Leben ist zu kurz, um es ungenutzt zu verschwenden, folge deiner Liebe.
Ich sage dir:Das Leben ist zu kurz, um verhängnisvolle Fehler zu machen. Wie jemand bereits mit Recht sagte: Lebe als würdest du morgen sterben!

Allah yahdiek as-sirata l-mustaqiem!