Hallo Essarghini,

ich verstehe Deine Haltung. Es ist die Glaubenswelt und Denkweise eines Muslim, und ich respektiere sie.

Je mehr ich nachdenke, desto trauriger stimmt mich diese Geschichte von Fatima. Vor allem deswegen, weil sie so hoffnungslos ist.

Die Antwort für Fatima, ob sie darf oder nicht, ist im Koran geschrieben, denn dort steht: DU DARFST NICHT !

Also könnte man sagen: Schluß, aus, Punkt. Der Islam sagt zu diesem Thema : 1 oder 0, schwarz oder weiß.

In einem muslimischen Land, das abgeschirmt ist von der Außenwelt, ist das auch alles kein Problem.

Aber wie ist das heute ? Die Menschen vermischen sich immer mehr, man spricht von Internationalisierung, Globalisierung. Die Menschen, auch aus Marokko, werden zunehmend selbstbewußter.

Auch Frauen erobern neue Räume und Rollen. Sie sind etwas freier geworden und nutzen ihre Möglichkeiten. Es studieren heute marokkanische Mädchen an deutschen Hochschulen, Seite an Seite mit deutschen, christlichen jungen Männern.

Was vorher streng getrennt war (Abendland/Morgenland - Christentum/Islam), begegnet sich plötzlich. Und Menschen sind keine Roboter, sondern lebendige Wesen mit Herzen, Gefühlen, Sehnsüchten.

Es ist nur verständlich, daß bei Begegnungen auch Sympathien und Freundschaften entstehen.

Vielleicht auch so etwas wie LIEBE. Und dann ?

Es macht mir Sorge, daß zu so einem Thema wie "LIEBE" (etwas, was wir Menschen kaum rational, geschweige denn mit Worten erfassen können) der Islam nur ein sehr rationale, in der Software-Sprache heißt das vielleicht: ein "Programm" anbietet: Nämlich 1 oder 0.

Ich weiß auch, daß Eure Ehen im Islam ein Vertrag sind, abgeschlossen werden zwischen 2 Familien. Verliebtheit vorher ist nicht vorgesehen, die "LIEBE" kommt erst später.

Hier treffen 2 Welten - die westliche und östliche Denkweise - aufeinander und sie sind nicht zu vereinbaren.

Also wird es keine Antwort geben, die einem Muslim gefällt, denn das Problem ist, das Mädchen lebt im Westen, liebt jetzt und steht gleichzeitig seiner ursprünglichen Kultur mit ihren Traditionen und Werten gegenüber ! Ich habe den Eindruck, sie möchte gerne Muslimin bleiben, vielleicht sogar ihre Kinder in muslimischem Glauben erziehen, aber gleichzeitig nach westlicher Art leben und lieben. Eigentlich ein menschlich verständlicher Wunsch.

Bitte versteht mich nicht falsch. Ich respektiere den Islam und schätze ihn in Vielem.

Es bleibt jedoch ein unlösbares, menschliches Problem. Und es ist einfach, zu sagen: Wenn Du Allah liebst, dann ist klar, daß Du Dich gegen Deinen Freund entscheidest.

Die Härte, die "schwarz-weiß"-Sicht zu diesem Thema ist, was mir Sorgen und Angst macht. Denn es wird sich in der realen Welt nicht ausschließen lassen, daß es immer wieder passiert. Die Menschen vermischen sich schon jetzt viel zu sehr, als daß diese Bewegung, dieser internationale Austausch, aufgehalten werden kann.

Und man kann die Gefühle der Menschen, ihre Wünsche und Bedürfnisse nicht ausschalten, wie bei einem Roboter.

Liebe muslimische Teilnehmer, bitte versteht mich nicht falsch, ich will nicht dafür sprechen, daß sie ihren Freund heiraten soll.

Ich möchte allerdings hier auch meine Gefühle ausdrücken, die ich immer wieder habe, diese Traurigkeit, die ich manchmal spüre, wenn ich denke: Es wird halt doch immer nur ein "Nebeneinander leben" geben zwischen Marokkanern (oder Menschen anderer Kulturen) und Deutschen, leider nie ein "Miteinander"

Ulla


Viele Grüße, Ulla

"Ein Kind ist kein Gefäß, das gefüllt, sondern ein Feuer, das entzündet werden will" Francois Rabelais