Hallo Izem,

ich habe in Texten zur Spracherwerbstheorie auch gelesen, dass sich die kognitive Entwicklung eines Kindes verzögern kann, wenn es nicht die Erfahrungen, die es in Kindergarten und Schule macht, ausreichend in seiner Muttersprache verarbeiten kann. Der deutsche Staat, bzw. das deutsche Schulamt folgt aber scheinbar lieber der (bislang vorherrschenden) marokkanischen Staatspolitik und führt einen "Nationalitäten-Unterricht" und keinen Muttersprachen-Unterricht durch. Viele der masirischen Mütter, die ich bisher gesprochen habe, erkennen die Problematik aber leider auch nicht, bzw. meinen eben, dass ihre Kinder möglichst früh Arabisch lernen sollen (aus Angst vor dem Verlust der religiösen Identität?).
Wenn man in Deutschland aber wirklich etwas an der schlechten Ausgangslage (Pisa etc.) ändern will, sollten doch mindestens zweisprachige Lehrer (Tamazight/Arabisch) eingesetzt werden. Was spricht eigentlich gegen die Einführung eines ME Tamazight? Gut ausgebildete Leute dafür wird es ja inzwischen in Deutschland genug geben.
Aber ich habe auch gehört, dass man in Bayern inzwischen über die Abschaffung des ME nachdenkt. Denn in diesem Bereich lief ja noch vieles mehr schief.

Über den Hinweis auf kindgerechtes Material würde ich mich sehr freuen, da ich eine Gesprächsrunde mit den Frauen zum Thema zweisprachige Erziehung vorbereite.

Es gibt ja noch ein anderes Problem: Die Kinder, die ich unterrichte (nicht nur masirische), sind durchweg vorlese-ungewohnt. Damit mangelt es ihnen natürlich auch an Konzentrationsfähigkeit auf Text und Buch.

Weißt du etwas über die (orale) Erzählkultur innerhalb der masirischen Familien hier in Deutschland. Ist diese, die ja sonst bei sogenannten "schriftlosen" Kulturen viel stärker ausgeprägt ist, hier vielleicht auch inzwischen verarmt, ohne dass sie durch eine schriftliche Form ersetzt worden wäre?

Gruß