Liebe Anna,

mit Spannung und Interesse lese ich diese Diskussionsbeiträge hier. Und mit Freude stelle ich fest, dass dieses Forum mein Buch offensichtlich kennt und mit noch mehr Freude stelle ich fest, dass es allgemein gelobt wird. Nun, ich habe gesehen, du fragst nach Reiseveranstaltern, die so etwas wie organisierte Reisen zu den Menschen Marokkos machen und frägst nach jemandem, der in der Tourismusbranche in Marokko arbeitet.
Ich habe vor 3 Jahren angefangen, genau solche reisen zu veranstalten, wie die, nach denen du frägst. Wohnen bei Familien, Begegnungen mit Menschen, Musikabende und so weiter. Meine kunden mussten dafür in Kauf nehmen, dass es auch einmal einfach ist, dass wir eben bei Familien sind, wo Frauen in dem einem und Männer in dem anderen Zimmer schlafen. Bei einer Reise lief das ganz wunderbar, weil die Leute mitgemacht haben, weil sie wirklich die Begegnung suchten, dann aber habe ich festgestellt, dass Leute es zwar ganz toll finden, wenn sie auch mal "echte" marokkaner sehen, aber doch bitte schön bequem im DZ mit Bad...
Im Verlauf der Jahre habe ich dann meine Reisen modifiziert. Heute biete ich Reisen an, die zumindest den Komfort eines DZ bieten, einfache Unterkünfte wechseln mit guten ab, aber die Begegnung mit dem Menschen steht immer noch im Vordergrund. Ich versuche, wann immer es geht, bei Familien zu Gast zu sein, zumindest zum Essen. Ich lasse in kleinen Dörfern Folklore organisieren, besuche Freunde aus der Zeit, in der ich in Marokko lebte und versuche so, meinen Kunden das Land ein wenig näher zu bringen. Das ist gar nicht immer einfach. Ich habe eine Reise, die nennt sich: Reise in die Welt der Berber, und auf dieser Reise komme ich diesem Anspruch, Touristen mit Marokkanern vertrauter zu machen, wohl am nächsten. Wir wohnen in kleinen Dörfern, machen mit Frauen Teenachmittage, lassen uns mit Henna bemalen (aber nicht von Profis, sondern von den Frauen im Dorf), gehen mal ins Hammam, veranstalten Dorffeste etc. etc. Eine meiner Reisen "Kochen in der Kasbah" befasst sich mehr mit der kulinarischen Wirklichkeit Marokkos. Dort kochen wir mit einem Koch, aber auch mit marokkanischen Hausfrauen. Außerdem arbeite ich bei einem kleinen Dorfprojekt mit (siehe bei Strom in Marokko), wo wir versuchen, so etwas wie einen "Tourisme interdouar" zu entwickeln, wo Europäer in kleinen Dörfern bei Einheimischen leben. Natürlich kann man das nicht überall und natürlich muss man immer darauf achten, dass dies auch von marokkanischer Seite gewünscht ist. Aber im Allgemeinen kommt diese Art von Tourismus auf beiden Seiten gut an und ich als Veranstalterin und z.T. auch Reiseleiterin liebe diese Art zu reisen.
Vielleicht hast du ja Lust, meine homepage zu besuchen, da stelle ich meine Reisen vor (die, die du meinst, findest du am ehesten unter Marokko Kultur) und ich verliere auch ein paar Worte zu meiner Reisephilosophie.

Es grüßt dich herzlich,

Muriel