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Lese- und Gesprächsreise von Mustapha Abdeddaim

vom 10. bis 17. Januar 2014 durch Deutschland:

Bremen – Berlin – Leipzig – Frankfurt a.M. - Bremen

Auf Einladung des Vereins Freiheit für die Westsahara e.V. bereist der ehemalige politische Gefangene, Pädagoge, Autor und Journalist Mustapha Abdeddaim Deutschland. Er berichtet über seine Erfahrungen in ergreifender Weise und wird aus den von ihm im Gefängnis verfassten „Verbotenen Texten“ lesen, um Öffentlichkeit herzustellen für das Schicksal seines Volkes, den Saharauis.

Mustapha Abdeddaim wurde 1962 wurde in Mellah, dem jüdischen Viertel von Salé geboren, einer Stadt in der Nähe von Rabat, der Hauptstadt des Königreichs Marokko. Sein Vater hatte einst in der Befreiungsarmee gekämpft, fand dann Unterschlupf bei einem Vetter und erlernte bei ihm den Beruf des Floristen. Mustapha Abdeddaim ging in Salé zur Grundschule und zum Gymnasium. Bereits als Schüler erlebte er Misshandlungen durch marokkanische Schulkinder, deren Familien und selbst durch Lehrer – wegen seiner saharauischen Wurzeln. Dem Universitätsstudium in Rabat schloss sich eine zweijährige Lehrerausbildung an. Ab 1986 arbeitete er zunächst als Lehrer, dann als Direktor eines Gymnasium, bis zu seiner Inhaftierung am 27.Oktober 2008…..

Seit sich die Kolonialmacht Spanien 1975/76 aus dem Gebiet der Westsahara zurückgezogen hat, ist es weitgehend widerrechtlich von Marokko besetzt. Seit über 20 Jahren stehen UN-Blauhelme im Land, um den vereinbarten Waffenstillstand zu überwachen. Die Kernaufgabe dieser Mission der UN, ein Referendum in der Westsahara zu organisieren, wird seitens Marokkos verhindert: Bis heute bleibt die Staatengemeinschaft den Saharauis ihr Versprechen schuldig, ihnen zu ihrem Selbstbestimmungsrecht zu verhelfen.

Mit europäischer Unterstützung werden die Ressourcen des Landes geplündert und die saharauischen Einwohner wirtschaftlich, kulturell und sozial an den Rand gedrängt. Friedlicher Protest wird brutal unterdrückt und mit drakonischen Strafen belegt.

Zum folgenden Artikel sei angemerkt, dass jeder in die Westsahara einreisen kann! (ausser kritische Journalisten etc...)

http://www.weser-kurier.de/startseite_artikel,-Bremerin-reist-in-ein-besetztes-Land-_arid,761117.html

Regina Dietzold aus dem Steintor hat mit einer internationalen Delegation die Westsahara besucht - 23.01.2014
Bremerin reist in ein besetztes Land
Von Liane Janz

Ostertor · Steintor. Sie mussten sich schon was einfallen lassen, um in die Westsahara einreisen zu können. Im Sommer 2013 hat Regina Dietzold aus dem Steintor, die sich in dem noch jungen Verein „Freiheit für die Westsahara“ engagiert, mit einer internationalen Delegation das von Marokko besetzte Gebiet besucht. Zwölf ihrer Mitreisenden waren Franzosen, eine Australierin. Sie alle unterstützen in ihren Heimatländern Organisationen, die die Sahrauis in ihrem friedlichen Freiheitskampf unterstützen.


Regina Dietzold und sahrauischer Schriftsteller in Leipzig
© frei
Bei den Lesungen von Mustapha Abdeddaim – wie hier in Leipzig, aber auch in der Villa Ichon – berichtete Regina Dietzold von der Delegationsreise in die Westsahara. Die Bremerin hat als einzige Deutsche daran teilgenommen.

Während der Lesung von Mustapha Abdeddaim in der Villa Ichon berichtete Regina Dietzold von der Reise, auf der sie den Schriftsteller kennengelernt hat. Die Delegation habe nur in die Westsahara einreisen dürfen, weil die Gruppe zuvor einige wichtige Diplomaten, Politikerinnen und Politiker über die Hintergründe informiert habe: Catherine Ashton, die Außenbeauftragte der Europäischen Union in Brüssel, Martin Schulz, den Präsidenten des Europäischen Parlaments in Straßburg, ihre jeweiligen Botschafter in Rabat sowie den vom marokkanischen König beauftragten Präsidenten für Menschenrechte. Da so viele offizielle Stellen davon gewusst hätten, habe sich Marokko nicht die Blöße geben können, die Besucher abzuweisen.

Im März 2013 durften laut Dietzold vier europäische Parlamentarier, die sich einen Überblick über die Situation der Sahrauis machen wollten, nicht einreisen. Die Linken-Bundestagsabgeordnete Sevim Dagdelen musste 2010 draußen bleiben, und die sahrauische Menschenrechtlerin Ani-matou Haidar, die im vergangenen Jahr mit dem Bremer Solidaritätspreis ausgezeichnet worden ist, trat 2009 auf Lanzarote in den Hungerstreik, weil sie nicht in ihre Heimat zurückfliegen durfte.

„Wir hatten die ganze Zeit Bewacher um uns herum“, sagt Regina Dietzold über ihre Reise. Schon am Flughafen seien sie auf das Genaueste durchsucht worden. „Man stellt einschüchternde und beleidigende Fragen. Wir kommen uns vor wie gefährliche Personen“, heißt es im Reisebericht der Gruppe. Die Tour führte die Europäer von Agadir nach Dakhla und zurück. Unterwegs haben die Frauen und Männer sahrauische und marokkanische Menschenrechtler und Angehörige von Gefangenen besucht, Zeugenaussagen aufgezeichnet, die von Folter und Willkür berichten, und sich historische Stätten der Sahrauis angeschaut. Außerdem wollten sie Gefangene besuchen, wurden aber abgewiesen.

„In Dakhla werden wir dauerhaft von vier bis fünf Autos verfolgt“, steht im Reisebericht. Bevor die Gruppe dort in ihrem Hotel einchecken konnte, wurde den Reisenden ein Großteil ihrer Unterlagen abgenommen – darunter ein Kochrezept. „Das war ein Rezept für ein typisch sahrauisches Gericht. Die Polizei hat irgendwelche geheimen Botschaften darin vermutet“, erzählt Regina Dietzold. Am nächsten Morgen habe die Gruppe die Dokumente zurückerhalten. Allein die Visitenkarten der Reiseteilnehmer hätten gefehlt. „Nach unserer Abreise hat fast jede Familie, die wir besucht haben, Einschüchterungen erfahren“, sagt die Bremerin. Auch ein marokkanischer Hotelier sei stundenlang verhört worden, weil er Zimmer an die Delegation vermietet hatte. „Das ist seine Lebensgrundlage. Da stand nichts Ideologisches dahinter.“

In El Aaiun hatte die Gruppe einen festen Termin mit einem politischen Berater der Mission der Vereinten Nationen für das Referendum in Westsahara (MINURSO). Dort angekommen, wurden sie vom marokkanischen Sicherheitspersonal weggeschickt, weil ihr Gesprächspartner in einer Besprechung sei. „Ich glaube, die Westsahara ist das einzige Land auf der Welt, in dem die UNO kein Mandat zur Überwachung der Menschenrechte hat“, sagte Regina Dietzold in der Villa Ichon. Eigentlich sind UN-Mitarbeiter in der Westsahara, um ein 1991 beschlossenes Referendum durchzuführen. Das Referendum soll darüber entscheiden, ob die Westsahara von Marokko unabhängig wird oder nicht. Bislang hat die marokkanische Regierung das Referendum verhindert. Im April läuft das Mandat der Mission aus.

Die Westsahara gilt als die letzte Kolonie Afrikas. Marokko beutet seit 1975 die Bodenschätze der Region aus. Neben Fischerei und Phosphatabbau ist vor allem der Gemüseanbau eine wichtige Einnahmequelle. In Dakhla werden beispielsweise Cherry-Tomaten in Gewächshäusern des Königs gezüchtet, heißt es im Reisebericht der Gruppe um Regina Dietzold. Auch Salz und Sand, der unter anderem an die kanarischen Inseln für deren Strände und Golfplätze verkauft wird, bringen der marokkanischen Staatskasse viel Geld ein. Regina Dietzold hofft, dass Menschen in Deutschland den Sahrauis helfen, indem sie ihre Europaparlamentarier anschreiben – im Mai wird das Europäische Parlament neu gewählt –, und sie selbst boykottiert unter anderem Fisch und Gemüse aus Marokko.

Last edited by twikezora; 23/01/14 10:34 PM.