Wer diesen Beitrag gesehen hat und nicht zutiefst betroffen und bereit ist, nach seinen Möglichkeiten zu helfen, hat kein Herz, kein Gewissen und keine Seele....
Ein kleines Lächeln, ein freundliches Wort zwischen den unterschiedlichsten Menschen, sind die beste Anerkennung der Menschenrechte Aletha Jane Lindstrom
Re: Syrien: Vor dem Krieg
[Re: Najib]
#151189 13/11/1312:55 AM13/11/1312:55 AM
Mir auch Najib, es zerreisst mir regelrecht das Herz beim Anblick dieser Bilder. Diese allgegenwärtige Angst in der die Menschen leben, der ganze Verlust, Schrecken, die Qualen und Traumatisierungen, Menschen die zusehen mussten und müssen wie ihre Familien weggebombt werden, Kinder die mitansehen, wie Eltern und Geschwister getötet werden - diese totale Hilflosigkeit! Man kann sich kaum vorstellen, was es bedeutet in dieser Hölle zu leben! Meine ganze Achtung vor Menschen, wie die Frau in der Reportage, die trotz all der Angst bewusst diese Gefahr eingehen, um vor Ort zu helfen! Traurig und wahr sind die Worte "die ganze Welt hat uns im Stich gelassen". Die Welt lässt Syriens Menschen im Stich und schaut zu bzw. weg, wie in Syrien ein Vebrechen gegen die Menschheit begangen wird und macht sich damit mitschuldig, indem sie nicht zur Hilfe schreitet!
Original geschrieben von: merlina
Aber eigentlich sollte das jeder sehen. Die Kinder hatten ja auch keine Wahl, ob sie das mitmachen wollen...
Ich finde auch, dass wir alle uns das anschauen sollen und müssen! Die täglichen Berichte darüber erfolgen fast schon nebenbei wie Börsenberichte und die Sache bleibt meistens aus einer gewissen Distanz betrachtet. Zum ersten Mal habe ich auf einem Fernsehsender eine Reportage wie diese gesehen, die so sehr das Menschliche und das Schicksal und Leid der einzelnen auf so erschütternde Weise zeigt, dass man nicht anders kann als zutiefst betroffen zu sein! Das Problem geht die ganze Welt etwas an und da tatenlos zuzuschauen und danebenzustehen ist schon ein Verbrechen für sich! Aber die gscheit´n Politiker sitzen stattdessen lieber auf irgendwelchen Konferenzen und debattieren über die Finanzkrise und Umweltschutz, oder ob und wieviel Flüchtlinge man aufnehmen soll, während man zugleich den Drahtzaun immer höher und dichter macht.
Re: Syrien: Vor dem Krieg
[Re: Najib]
#151691 13/12/1302:10 PM13/12/1302:10 PM
Keiner weis imzwischen so ganz genau, wer in Syrien welche Interessen verfolgt. Man kann das Leid der armen Menschen kaum noch mit ansehen. Tatsache ist wohl, daß alle Beteiligten Muslime sind. Gibt es denn keine moralische/religiöse Instanz, die dem Wahnsinn dort ein Ende setzen will oder kann?
Re: Syrien: Vor dem Krieg
[Re: jurudo]
#151839 26/12/1306:46 PM26/12/1306:46 PM
Ich habe ein Jahr lang in Syrien gelebt. Assad ist wie sein Vater natuerlich ein mieser und ekelhafter Despot, dass Land ist voller Spitzel und Schergen des Regimes.
Dennoch halte ich Assad fuer das kleinere Uebel, als Chaos ohne Ende durch staendige Kaempfe zwischen Volksgruppen, Staemmen, religioesen Eiferern etc.
Eine Machtuebernahme der Rebellen wuerde wohl zu einem sunnitischen Gottesstaat fuehren, manche faenden das ja gar nicht so schlecht...
Ich jedoch finde da Assad immer noch besser. Das Ganze fuehlt sich zwar an wie DDR, aber man kann trotzdem einigermassen in Ruhe leben...
Re: Syrien: Vor dem Krieg
[Re: GuLalman]
#151887 29/12/1302:42 PM29/12/1302:42 PM
Machtkampf in Syrien Assad noch lange nicht am Ende Von Martin Durm, SWR
Wahrscheinlich hat Baschar al Assad selbst nicht damit gerechnet, dass dieses Jahr so gut laufen würde für sein Regime. Ende 2011 sah es noch ganz danach aus, als sei der Aufstand gegen ihn nicht mehr niederzuschlagen, als stehe ihm das gleiche Schicksal bevor wie Ben Ali, Mubarak, Gaddafi.
2012 dann - die friedliche Revolution war zum bewaffneten Aufstand mutiert - schienen die Rebellen in der Offensive zu sein. Der Fall von Damaskus, hieß es, sei eigentlich nur noch eine Frage der Zeit. Nun, Ende 2013, ist es das nicht mehr.
Alles ist anders gekommen. Innerhalb weniger Monate hat es Assad geschafft, seine Macht zu festigen, die konventionelle Schlagkraft seiner Armee zu erhalten und die Gefahr einer westliche Militärintervention auf unbegrenzte Zeit abzuwenden.
Ein unwiderstehlicher Deal
Der 21. August brachte die große Wende für sein Regime. An diesem Tag detonierten in mehreren Vororten von Damaskus Dutzende mit Sarin gefüllte Raketen. Das Giftgas tötete vermutlich 1200 Menschen und alle Indizien deuten auf einen Massenmord hin, verübt durch das Assad-Regime. Kurz nach dem Massaker machte dieses Regime dann dem Westen ein Angebot, das es so noch nicht gab: Wir rüsten unsere Chemiewaffen ab, wenn ihr auf den angedrohten Militärschlag verzichtet.
Dieser Deal war unwiderstehlich. Denn in den darauffolgenden Wochen musste sich der Westen nicht mehr mit so unbequemen Fragen befassen wie: Was tun, wenn ein Machthaber seine eigene Bevölkerung mit Chemiewaffen mordet? Wie soll man schutzlose Zivilisten vor Massakern schützen? Wann ist der Punkt erreicht, an dem die internationale Staatengemeinschaft eingreifen müsste? In den darauffolgenden Wochen durfte sich westliche Syrienpolitik darauf beschränken, UN-Chemiewaffen-Experten in das Land zu entsenden und in enger Zusammenarbeit mit Assads kriegsführender Armee bislang geheim gehaltene Arsenale zu räumen.
Freie Hand für Assad
Westliche Politiker feierten das als großen Erfolg. Sogar der Friedensnobelpreis wurde dafür verliehen. Doch der Bürgerkrieg, der in den vergangenen drei Jahren schon 120.000 Menschenleben zerstörte und über sechs Millionen Syrer vertrieb, wurde und wird immer noch weitergeführt. Er ist gnadenloser, rücksichtsloser, brutaler denn je. Nun aber findet er unter wesentlich günstigeren Bedingungen für Assad statt: Solange er die UN-Chemiewaffenexperten mit dem Räumen seiner Giftgas-Arsenale beschäftigt, droht ihm kein westlicher Militärschlag. Im Gegenteil: Aus dem geächteten Machthaber von Damaskus ist de facto ein neuer Vertragspartner geworden. Einer, der auf internationaler Ebene fast schon wieder salonfähig ist.
Mit Hilfe Russlands, des Iran und der libanesischen Hisbollah-Miliz kann sich Assad nun ganz auf die Bekämpfung der Aufständischen konzentrieren. Er hat freie Hand. Auf absehbare Zeit wird ihn der Westen nicht mehr stören und nicht mehr bedrohen. Die bewaffnete Opposition hingegen bleibt sich selbst überlassen, geschwächt, zersplittert, von radikalen Islamisten schon fast dominiert.
Kaum spürbar und unausgesprochen vollzog der Westen im Herbst 2013 einen heimlichen Paradigmenwechsel. Der syrische Bürgerkrieg wird nicht mehr als Aufstand gegen die Assad-Diktatur wahrgenommen. Es läuft jetzt wieder auf die alte verfluchte Frage hinaus: Was ist uns lieber - eine Despotie der Islamisten? Oder ein Machthaber, der zumindest ein Minimum an Stabilität garantiert. 2013 ist das Jahr, in dem der Einsatz von Chemiewaffen politisch honoriert wurde.
der westen verkauft seine seele für die rechte der syrischen frau.
Antwort auf:
Dennoch halte ich Assad fuer das kleinere Uebel, als Chaos ohne Ende durch staendige Kaempfe zwischen Volksgruppen, Staemmen, religioesen Eiferern etc.
wir leben jetzt in mitteleuropaeuropa einigermassen friedlich zusammen, weil wir eben diese kämpfe ausgetragen haben. dort, wo noch grenzen sind, die aufgrund irgendwelcher gewonnenen schlachten gezogen wurden, anstatt nach der zusammengehörigkeit einer volksgruppe knallt es, sobald die starke hand fehlt, die in einer demokratie aber notwendigerweise fehlt. wieso sorgt man also nicht dafür, das dieser konflikt einigermassen fair und unter grösstmöglichem schutz der nicht bewaffneten bevölkerung durchgezogen wird? es würde schon reichen, assad die luftüberlegenheit zu nehmen, die immer wieder für terrorakte gegen die bevölkerung missbraucht wird. fassbomben auf einengemüsemarkt ist kampf gegen die scharia
Antwort auf:
Eine Machtuebernahme der Rebellen wuerde wohl zu einem sunnitischen Gottesstaat fuehren, manche faenden das ja gar nicht so schlecht...
die unterstützer von assad sind, ausser den russen, die geostrategische und geoökonomische gründe haben, iran und die hisballah.
glaubt jemand, dass die das aus rein humanitären gründen machen und sich nach der niederschlagung des aufstandes sofort aus syrien zurückziehen?
der iran ist der prototyp dessen, was der westen unter gottesstaat versteht und die hisballah ist eine unterorganisation des iran. übrigens ist es genau im iran gelungen, durch wahlen einen politikwechsel hervor zurufen. in deutschland klappt das seit 1969 nicht mehr.
in meinen augen ist der westen ein grosser heuchler, der die freiheit und die menschenrechte wie eine monstranz vor sich herträgt, aber sobald seine vormachtsstellung oder sein recht, mehr zu haben als die anderen, bedroht sieht lässt man fünfe gerade sein und findet tausend gründe, warum man gerade da und jetzt nichts tun kann und seien die auch noch so fadenscheinig.
gruss Najib
um etwaigen rechtliche konsequenzen vorzubeugen: dieses posting wurde unter subjektivitätsvorbehalt erstellt.
Najib, du hast das Problem Syrien sehr kompetent und ausführlich geschildert. Du hälst den Westen für heuchlerisch. Das finde ich nicht. Warum sollte der Westen sich einmischen? Warum tun das nicht die muslimischen Bruderstaaten? Was hat die Einmischung im Irak und in Afghanistan gebracht? Viele tote westliche Soldaten. Kaum sind die Soldaten abgezogen, sind die Taliban (teilweise mit Unterstützung der einheimischen Bevölkerung) wieder da. Meiner Meinung nach sollten wir unsere Kraft darauf verwenden, daß kriminelle, gewalttätige Salafisten bei uns bekämpft werden.
Glaubenskriege haben wir im Westen vor einigen hundert Jahren auch erlebt. Ich glaube, die Glaubensprobleme können nur die Muslime selbst regeln. Da sollte man nicht Unbeteiligte einspannen.
Re: Syrien: Vor dem Krieg
[Re: jurudo]
#152423 30/01/1411:07 PM30/01/1411:07 PM
weil er nicht anders kann, ob in syrien oder anderswo. wenigstens das kriegsspielzeug kann getestet werden. und wenn man nebenbei noch ein bisschen ganz gut verdient...
ist bestimmt sehenswert der Film. Es ist eine Dokumentation.
Homs - Ein zerstörter Traum Regie: Talal Derki Syrien, 2013 DI 4.3.2014 , 20:15 Uhr , Arte
Anfang 2011 erreichte der Arabische Frühling Syrien. Die ersten Demonstrationen gegen das diktatorische Regime von Baschar al-Assad finden in der drittgrößten Stadt Homs statt. Vor allem junge Männer gehen auf die Straße und protestieren für Freiheit und Demokratie. Einer der Anführer der ersten Stunde ist der 19-jährige Torwart der Jungendnationalmannschaft Syriens, Abdul Baset Al-Sarout, kurz Baset genannt. Er und seine Freunde organisieren jeden Tag Demonstrationen, zu denen immer mehr Menschen strömen. Baset ist ein charismatischer junger Mann, der vor allem mit seinen revolutionären Songs die Menschen begeistert. Begleitet wird Baset bei seinen Auftritten während der Demonstrationen und im Kreis seiner Freunde und anderer Aktivisten von Osama, einem Amateurkameramann, der sein Studium unterbrach, um dabei zu sein bei der Rebellion gegen das verhasste Regime. Die mit kleiner Handycam aufgezeichneten Videos werden regelmäßig auf YouTube hochgeladen und so einer großen Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Baset wird im Laufe des Frühjahrs 2011 immer gefährlicher für die Propagandisten des Regimes. Der Widerstand der mehrheitlich sunnitischen Bewohner von Homs wächst im Frühsommer 2011 schnell, und das Regime beginnt mit brutaler Härte zurückzuschlagen. Baset steht jetzt ganz oben auf der Fahndungsliste des Geheimdienstes und des Militärs. Bei einem Angriff auf die Wohnung seiner Familie werden sein Bruder Walid und andere Angehörige getötet. Das lässt ihn endgültig an einer friedlichen Lösung des Konflikt zweifeln. Als die ersten Demonstranten durch die Kugeln der syrischen Armee den Tod finden, entschließen sich die Aktivisten um Baset, den pazifistischen Widerstand aufzugeben und sich zu bewaffnen. Aus friedlichen Demonstranten werden bewaffnete Kämpfer, aus jungen Männern, für die Religion kaum eine Rolle spielte, werden im Angesicht des Todes gläubige Moslems. Der syrische Bürgerkrieg beginnt in Homs. Baset und seine Freunde und Kameraden verlieren ihre Unschuld als friedliche Demonstranten. Im Februar 2012 töten syrische Truppen bei einem Mörserangriff mehr als 300 Menschen im Zentrum von Homs. Regimetreue Banden brechen in Wohnungen ein und richten ein Blutbad an. Es ist das erste von zahlreichen Massakern gegen die Zivilbevölkerung in Syrien. Baset selbst wird während der Kämpfe der letzten Jahre dreimal angeschossen und schwer verletzt.
Mehr als 300 Stunden gefilmtes Material wurden von dem syrischen Produzenten des Films, Orwa Nyrabia, außer Landes geschmuggelt. Die Endfertigung des Films und der Schnitt von Anne Fabini und Martin Reimers fanden im Sommer und Herbst 2013 in Berlin statt. "Homs - Ein zerstörter Traum" ist eine Koproduktion des inzwischen im Exil befindlichen syrischen Produzenten mit seiner Firma Proaction Film und der Berliner Produktionsfirma "Ventana-Film" von Hans Robert Eisenhauer mit dem Südwestrundfunk, ARTE, und dem schwedischen Fernsehen SVT. Weitere beteiligte Fernsehsender sind das Schweizer Fernsehen RTS, der japanische Sender NHK und der kanadische Sender "Radio Canada". Die viel beachtete Weltpremiere des Films fand im November 2013 zur Eröffnung des Dokumentarfilmfestivals IDFA in Amsterdam statt. Der von der IDFA geschaffene Filmfond IDFA-Berta-Fund hatte bereits die Entwicklung des Films unterstützt. "Homs - ein zerstörter Traum" wurde beim Sundance Film Festival 2014 mit dem "World Cinema Grand Jury Prize: Documentary" ausgezeichnet.