Hallo Katrin,

Häufig wird ja auch von "Deutschenfeindlichkeit" oder Rassismus gegen Deutsche gesprochen, aber ich denke nicht, dass man den "anderen" Rassismus vorwerfen kann - mit Rassismus gehen auch ungleiche Machtverhältnisse einher, das heisst die "Mehrheit" besitzt die Definitionsmacht um die anderen überhaupt als "die Anderen" zu definieren und auszugrenzen. Zudem glaube ich, dass, wenn so etwas wie eine Feindlichkeit gegen die "deutsche Mehrheit" existiert, das eine Reaktion auf all die Ausgrenzungspraktiken der "Mehrheitsgesellschaft" ist!
Allerdings geht es durchaus auch um Verteilungskonflikte - mittels der Ausgrenzung von "den Anderen" wird bestimmt, wer zugehörig ist und wer nicht, wer welche gesellschaftliche Position besitzt, wem welche Rechte zugestanden werden etc.. Das merkt man etwa daran, dass immer wieder behauptet wird, dass sogenannte "Ausländer" "uns" Arbeitsplätze, Wohnungen etc wegnehmen, das Sozialsystem ausnutzen usw usf... Verstärkt wird das sicherlich auch durch das kapitalistische System, das die ungleiche Verteilung zwischen den Klassen (nämlich viel in den Händen der Kapitalisten und wenig in den Händen der breiten Masse, die für den Kapitalismus schuftet) als unveränderlich erscheint und Unmut dann in der Masse sich dadurch bemerkbar macht, dass man gegen "Andere" sein Hab und Gut verteidigt und lieber einen "Kampf der Kulturen" als einen "Klassenkampf" austrägt, weil das der (an)greifbarere Feind ist. Trotzdem denke ich, dass Rassismus nicht nur mit dem heutigen Kapitalismus erklärbar ist, das rassistische "Erbe" kommt halt einfach auch in Macht- und Ressourcenverteilungskonflikten zur Anwendung.