hallo,

najib

ich glaube, es ist ein bisschen komplizierter:

dass nächtlicher Radau oder eine zum Liebesnest umfunktionierte Fußgängerzone öffentliche Ärgernisse darstellen liegt auf der Hand. Das dürfte wohl auf der ganzen Welt so sein.

Wie sieht es aber aus wenn jemand in der Öffentlichkeit speist, obwohl seine Religion sagt, dass er dies gerade lassen sollte? Da ist es meiner Meinmung nach nicht so eindeutig mit dem öffentlichen Ärgernis. Klar, da spielen religiöse Gefühle eine Rolle, was die Sache nicht gerade vereinfacht, genauso wie Tradtionen und kulturelle sowie örtliche Begebenheiten eine Rolle spielen. Noch komplizierter wird es dadurch, dass ja ich beispielsweise durchaus diese Tage ein Käffchen auf dem Uta al hamam Platz genießen und dabei die Leute beobachten könnte, ohne dass sich groß jemand darüber aufregt. Ich darf das, bin ja kein Muslim (Nehme mal an, dass die Cafes dort während des Ramdan geöffnet sind, kannst mich gerne korrigieren, gilt natürlich auch für meine anderen Aussagen).

Szenenwechsel: Türkisches Cafe/Restaurant in Deutschland.
Auch im Ramadan sitzen viele Türken dort nicht nur bei Zeitung und Tabak. Ich glaube nicht, dass man denen alleine deshalb absprechen sollte, gute Muslime zu sein. Und ich habe auch den Eindruck dass sich die Empörung bei passierenden Glaubensbrüdern ob dieses Regelverstosses in Grenzen hält.

Insofern plädiere ich für Freiheit, Stichwort Leben und Leben lassen, gestehe aber auch ein, dass ich eine liberale westliche Brille aufhabe und wie Ayoub sagt andere Maßstäbe anzusetzen sind in einem muslimischen Land, weil dort eben die religion ernster genommen wird als in D.

Ich habe den Eindruck, dass in Marokko die Toleranz gegenüber religiösen Abweichlern leicht abnimmt, noch nicht besorgniserregend, aber doch wahrnehmbar. Auch da lasse ich mich gerne korrigieren. Aber Lodrice ist immer für möglichst viel Toleranz.
Gruß Lothar