@flops: In der Schweiz ist hat "Milizsystem", also das Erbringen öffentlicher Aufgaben im Nebenamt lange Tradition. Die meisten Parlamentsmitglieder, ob auf Bundes, Kantons- oder Gemeindeebene, üben weiterhin ihren Beruf aus (dito in der Schweizer Armee). Und Ja: Das kontinuierliche Abstimmen durchs Jahr auf allen Ebenen bedingt ein gewisses Engagement der StimmbürgerInnen, entsprechend ist die Stimmbeteiligung auch mal grottenschlecht (32%), bei Wahlen auch mal nur 50%, was etwa der Durchschnitt sein dürfte. Auch wahr: Das föderalistische System hat auch klar Nachteile - jeder Kanton (auch die klitzekleinen) hat sein eigenes Schulsystem (manchmal idiotisch, wenn ein Umzug von einem zum andern Kanton notwendig ist), jede Gemeinde (sic!) ihre eigene Bauverordnung (was dann das lokale Gewerbe unverhältnismässig bevorteilt). Aber im Ganzen gesehen: Je älter ich werde, je mehr schätze ich diese breite Möglichkeit, sich einzubringen in die politische Diskussion und nicht alles dem Gezänke der Parteien zu überlassen. In diesem Sinne ist der Diskurs im Schweizer Politikalltag recht hoch entwickelt. Einschränkung: Wenn ich den Papst auf Lampedusa sehe, schäme ich mich elend für die reiche Schweiz mit ihren dauernden Verschärfungen der Asylbestimmungen (vom Volk jeweils abgesegnet). Diese diffuse Angstpsychose erinnert mich an die CH-Haltung im 2- Weltkrieg - "das Boot ist voll"...

@Katrin: "Beschneidung" von Mädchen und Frauen ist ein eigentlich eine beschönigende Formulierung für die weibliche Genitalverstümmelung und ein ganz übles Relikt archaischer Unterdrückung der weiblichen Sexualität und hängt für mich zusammen mit Kontroll- und Machtansprüchen der männlichen Spezies (ER muss sich ja keine Sorgen machen, seine unbeschnittene Parternin sexuell nicht befriedigen zu können...).

Im erwähnten Interview mit Frau El Feki wird auch darauf hingewiesen, dass in arabischen Ländern über gewisse Themen einfach nicht gesprochen wird, Beispiele: Familienplanung, Abtreibung, Homosexualität, Alleinerziehende, Prostitution. Es fehle vielfach selbst an einer Sprache für den sachlichen Austausch. Vielfach würden die "Betroffenen" diskriminiert oder existieren offiziell schlicht nicht (siehe HIV-Statistiken...). Ich denke, dass hier - im Kontext mit einem sich entwickelnden islamischen Glaubensverständnis - Fortschritte im Diskurs sehr wünschbar wären, was meint Ihr?

Grüsse, John

Last edited by Swiss_John; 09/07/13 11:38 AM.