Die Dame, die in der Reportage mitspielt, sagte in unserer Marokkogruppe, in der sie ist und ich auch, die Dokumentation sei teilweise stark verfälscht worden. Etwas anderes kann man wohl vom Privatfernsehen auch nicht erwarten. Die Gage war lächerlich, wenn das so stimmt, wie sie sagt, und Kartoffeln im Glas kauft sie laut eigener Aussage auch nicht.
Grundsätzlich verbreitet das Privatfernsehen doch 80 Prozent Verfälschungen und Lügen, aber solange solche Dinge Quote machen, sprich, solange der deutschsprachige Raum diese Märchen in Masse anguckt, solange braucht man sich nicht wundern. Wir selbst sind die Macher unseres Fernsehens.

@choppy: was das Hühnchen betrifft, so ist es mir auch lieber, wenn es in dieser Art und Weise stirbt als mit dem Kopf nach unten hängend durch stromgeladenes Wasser gezogen zu werden, wie es in Deutschland geschieht. Leider schließen sich halbwegs positive Todesart und Massentierhaltung NICHT aus. Ganz Marokko ist angefüllt von Hähnchenfarmen, wo bedauernswerte Geschöpfe ihr kurzes Leben fristen. Ich bezweifle, dass sie etwas Schönes vom Schlüpfen bis zum Schächten gesehen haben und vermute, dass sie auch Qualen leiden. Wir haben ja mehrere Hunde und füttern auch häufig rohe Hühnerfüße und -köpfe vom Hähnchenhändler. Die Füße sind fast immer von tiefen verhornten Schrunden eingekerbt, schätzungsweise die Stellen, wo das Käfiggitter, in dem sie sitzen, sich in die Haut des Hühnerfußes bohrt. Und wer mal Anfang Mai in Meknes ist, kann sich die Landwirtschaftsausstellung dort ansehen. Alle Arten von Tieren sind dort zu besichtigen, vom Kamel über Rinder bis hin zum Araberpferd. Das Großvieh ist dort vorbildlich und sehr schön gehalten, Kleinvieh aber unter erbarmungswürdigen Umständen. Stickig, keine Luft zum Atmen, tausende Menschen mit ihren Kindern, die zuhauf an Glaswände klopfen, hinter denen vor Wärme hechelnde Küken sitzen. Kaninchen, eingezwängt auf Gitterrosten, die so praktisch sind, weil Kot und Urin einfach durchfallen und dem Halter das Ausmisten ersparen. Beengte Hühner, die kaum Luft bekommen und den Schnabel aufreißen, weil ihnen so heiß ist. Von Würde habe ich dort nichts gesehen.
In Marokko zählt wie im Rest der Welt vor allem eines: Profit. Wie für die meisten Menschen.