Original geschrieben von: teira00
Oftmals sehe ich auch gerade Frauen, die die "Macken" der Männer am Anfang hinnehmen - vielleicht noch blind vor Liebe - und dann später sich genau darüber aufregen. Vielleicht auch etwas unverständlich für die Männer, oder?


Hallo teira00,

dann wird dir dieses Märchen, welches aus Saras Feder stammt, sehr gut gefallen.


Von Sara:

Die goldene Sonnenblume

Schon sehr lange bevor die goldenen Sonnenblumen zu strahlen begannen, herrschte im sonnigen Königsreich ein König. Er war gut für das Volk. Im Land herrschten Glück und Zufriedenheit wie im Märchenland.
Er hatte vier Söhne und eine einzige Tochter. Eine Tochter so schön wie eine Frühlingsblüte. So fröhlich wie ein Kind, lebendig wie das brausende Meer und warm wie der Sonnenstrahl. Der König machte sich zunehmend große Sorgen um seine Tochter, denn die Prinzessin wollte nicht heiraten.
Keiner der Prinzen, ob groß oder klein, ob hell- oder dunkelhaarig, gefiel ihr.

Da der Vater nicht aufhörte sie zu fragen und mit den Fragen bereits nervte antwortete sie stets: "Mir gefällt nur der Sohn der Sonne."
"Wer ist den das?? fragte der König neugierig. "Wo ist er zu finden dann hole ich ihn egal wo er sich befindet".
„Nein, nein“ sagte die Tochter „ ich muss ihn selber finden und er muss zu mir finden sonst will ich ihn nicht".

so ging es über lange Zeit.

Eine Tages geriet der König in Zorn und rief:
"Also gut! geh und nimm Dein Sohn der Sonne zum Gemahl, aber ich Dein Vater will Dich mit Deinem Sohn der Sonne hier nicht wieder sehen, nie wieder sehen!"

Die Prinzessin war traurig. Sie war sehr traurig dass der Vater sie nicht mehr bei sich haben wollte und leicht auf sie verzichten konnte ..und doch machte sie sich auf den weg auf der suche nach dem Sohn der Sonne.

Sie hatte keine Vorstellung wo sie suchen sollte. Sie wanderte nach Osten, über berg und Tal, durch Wald und durch wüste, Tage lang, Monate lang, bis sie zu dem höchsten Berg gelangte, auf dem die Sonne ihren prachtvollen wunderbaren Palast hatte.

"Was suchst du hier hübsche Frau?" fragte dort eine schöne alte Frau und begrüßte sie Herzlich.
"Ich möchte zum Sohn der Sonne", erwiderte die Prinzessin und erzählte warum ihr Vater sie aus dem Haus gejagt hatte.
Die alte Dame fand an der jungen Frau Gefallen.
"Ich bin die Sonne", sagte sie und ich gebe Dir meinen Sohn zum Gemahl ..Aber wenn Du bei ihm bleiben willst, darfst Du ihm niemals ins Gesicht schauen.
Du wirst nur seine Augen zu sehen bekommen!“

„Warum???“ fragte die Prinzessin überrascht.
Die Sonne antworte dass es eine Bedingung sei, die ihr Sohn gestellt hatte und er wäre dickköpfig und stur. Er selbst will entscheiden wann er sich enthüllt und seine Geheimnisse offenbart. Sie, die Prinzessin müsse der Sonne vertrauen oder wieder gehen.
Die Prinzessin überlegte lange. Sie wollte wissen was das verborgene Geheimnis sei. Tausende Gedanken und Erklärungen, doch nichts gab ihr antwort und Frieden.
Ratlos versprach die Prinzessin alles zu tun nur um mit dem Sohn der Sonne zu leben. Diese Geheimnisse um seine Person machten ihn anziehend.
Lange Zeit hielt sie ihr Versprechen. Doch in ihrem Herzen dachte sie andauernd an diese Geheimnisse.
Was mag er wohl verbergen? fragte sie sich immer wieder.
„Ist er Hässlich? Hat er Narben? Stimmt etwas mit seiner Mimik nicht?
Ist er vielleicht schüchtern?
Nein all das kann nicht sein´!
Sie hatte Tausende male die Sonne nach dem Aussehen ihres Sohnes gefragt. Sie konnte sich gut vorstellen wie er aussah. Nein an seinem Aussehen lag es auch nicht.
Schüchtern war er auch sicher nicht!

So machte sich die Prinzessin Tage und Nächte Gedanken ohne eine Lösung zu finden. Es wurde zu einer Obsession und die Prinzessin kam von den Gedanken, die immer negativer wurden nicht mehr los. In ihrem Herzen war und wurde sie immer trauriger. Etwas tun wollte sie.
Aber was?!

Sie könnte bestimmt mit der Zeit dem Sohn der Sonne überreden sich ihr zu zeigen. Es braucht alles nur zeit...
Vielleicht muss sie ihn in der richtigen Stimmung erwischen..
Vielleicht einfach abwarten..
Vielleicht mit Argumenten überzeugen..
Vielleicht ihm Schuldgefühle einreden..
Vielleicht.. vielleicht.. vielleicht.. vielleicht..

Ein ganzes Jahr lebte sie mit dem Sohn der Sonne glücklich und zufrieden. Doch neugierig wie sie nun mal war ließen sie die Gedanken nicht in Ruhe und machten sie manchmal sehr zornig.
„Warum soll ich dem Sohn der Sonne nicht ins Gesicht sehen dürfen? Schließlich ist er mein Gemahl. Das ist unfair!“ dachte sie immer wieder.

Der Sonne fiel ihre Nachdenklichkeit auf. Mitleidig sagte sie:
"Ich weiß, was dich quält und gebe dir einen guten rat. Jeden Tag wenn mein Sohn heimkehrt geht er zu seinem Zimmer da ganz oben.
Dort geht nie jemand rein. Auch Du darfst nicht dahin. Das Zimmer ist verschlossen und nur er hat den Schlüssel dafür. Es ist seins , nur seins und er duldet dort keine neugierige Blicke. Doch wenn er heimkehrt zieht er seine Kleider und seine Kopfbedeckung ab und er wäscht sich ausgiebig kämt sich die lange Haare und zieht saubere Kleider an bevor er dann zu Dir kommt.
Das ist sein tägliches Ritual.

Dort wenn Du am Fenster stehst, genau gegenüber vom Fenster ist ein Spiegel. Du kannst Dir sein Spiegelbild ansehen.
Aber eines merke Dir.. Er darf Dich nicht sehen!
Wenn Du zu lange dabei verweilst, wird er es bemerken und dann wird es nicht mehr gut sein. Es wird Euch schlecht gehen. Höre was ich Dir sage!
Du musst auf mich hören und Dich verhalten wie ich es Dir empfehle, betonte die Sonnenmutter
Die Prinzessin tat, wie die Sonne ihr geheißen. Als der Sohn der Sonne abends heimkehrte und sein heimlicher Raum aufsuchte machte sich die Prinzessin leise dahin, stand an Fenster und wartete ungeduldig.

Im Spiegel zeigte sich das Gesicht ihres Gemahls. Er war so schön und freundlich, ihr Herz schlug laut und schnell. Sie war glücklich und in ihrem Glück vergaß sie die Warnung der Sonnenmutter. Sie sah sich tatsächlich das Spiegelbild so lange an, bis ihr Gemahl es im Spiegelbild bemerkte.
Zornig rief er: Was machst du dort? Du hast Dein versprechen nicht gehalten, Du hast mein Vertrauen gebrochen. Du wusstest was du nicht tun darfst.
Mein Herz hast Du gebrochen. Weh tut es.
Nun gut, es ist Deine Entscheidung. Ja, Du hast es so entschieden. Ich kann Dich hier nicht mehr haben!"

Und er vertrieb die Prinzessin aus dem Sonnenpalast.

Die Prinzessin war traurig, vor allem traurig über die Härte des Sonnensohns. Wie konnte er schnell vergessen dass sie sehr glücklich miteinander waren?
Wie konnte er erwarten dass sie lange mit ihm lebt ohne sich sein Gesicht ansehen zu dürfen.
Sie wusste sie war am Anfang damit einverstanden.. aber..
Doch sie wusste auch dass es keinen zurück mehr gab.
Langsam und traurig lief sie müde und gebrochen den langen Weg über Stock und Stein. Doch weit ist sie nicht gekommen.

Als sie über ein großes offenes Feld lief, setze sie sich kurz dahin und schaute sich die Sonne an. Es war heiß und die Sonne schien Sie anzulächeln. Ihr Herz wurde warm und sie vergaß für einen Herzschlag ihr Trauer. Sie lächelte die Sonne an.

Die Sonne mochte die Prinzessin, sie erbarmte sie und verwandelte sie in eine hochragende Pflanze mit einer großen wunderschönen gelben Blüte.
Die große gelbe Blume drehte sich sogleich der Sonne zu, strahlte sie und lächelte sie dankend an..
..und das macht sie heute noch.



Die Menschen nannten sie Jahre später die Sonnenblume

Quelle: http://www.forum.marokko.net/ubbthreads.php?ubb=showflat&Number=90002
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