Hallo an alle!


Ich denke nicht, dass die Probleme die Salomee hat, mit einer spezifischen marokkanischen Mentalität zusammenhängen. Es gibt doch auch Frauen in nicht-binationalen Beziehungen die solche und ähnliche Probleme haben. Was schon sehr marokkanisch ist, ist, dass für marokkanische Männer Beziehungen zu anderen Männern einen sehr hohen Stellenwert haben und sie sehr viel Zeit unter Männer verbringen wollen und umgekehrt haben auch Männer nichts verloren wenn Frauen sich treffen. Ich finde das eigentlich ganz gut so, weil wenn ich mich mit Freundinnen treffe und eine nimmt ihren Partner mit, dann empfinden das die Frauen oft sehr als Störfaktor, frau kann sich dann einfach nicht so ungezwungen unterhalten und Frauengespräche haben keinen Platz. So wie ich mich mit meinen Freundinnen ohne meinen Mann treffe, so trifft sich auch mein Mann mit seinen Freunden ohne mich und ich finde das auch ganz gut so. Manchmal kommt es auch vor, dass seine Kumpels mit Frauen und wir uns beispielsweise zum Grillen treffen, aber da kommt es dann auch von selbst so, dass dann die Frauen zusammen sitzen und quatschen und die Männer zusammen hocken. Ausserdem finde ich es ganz wichtig, dass jeder Freiräume hat und auch unabhängig vom Partner Kontakte pflegt und eigene Interesse hat.
Aber anscheindend ist das ja nicht das Problem von Salomee, sondern, dass der Partner andauernd nächtelang wegbleibt bis in die Morgenstunden und viel zuwenig Zeit mit ihr vebringt. Für mich ist dieses Verhalten schon ziemlich befremdlich, ich kenne so etwas nicht aus meiner Beziehung..
Es ist sehr schwierig, finde ich, zu sagen wie sich eine Frau in dieser Situation verhalten soll und, dass sonst eigentlich alles passt, macht es auch nicht leichter, denn wenn sonst alles schlecht wäre, hätte man ja schon längst den Schlussstrich gezogen, oder?
Allerdings will ich sagen, und das GANZ OHNE Schuldzuweisungen, dass man immer zwei Seiten hören muss und sehr viel Probleme, wenn nicht zum größten Teil, entstehen durch Kommunikationsprobleme, nicht unbedingt aufgrund einer Landesspache, sondern weil man die Botschaften nicht richtig entschlüsseln kann und in den falschen Hals kriegt.
Die meisten zwischenmenschlichen Missverständnisse und Konflikte entstehen durch die Kommunikation, weil jede Mitteilung einen Beziehungsaspekt, einen Inhaltsaspekt, eine Selbstoffenbarung und einen Appell enhalten und dementsprechend entschlüsseln wir die Botschaften auch mit 4 Ohren. Und Missverständnisse und Probleme entstehen meist weil Menschen eine Botschaft verstärkt mit einem Ohr aufnehmen.

Das könnte in einer Situation BEISPIELSWEISE so erfolgen:
Du hast in einen sachlichen Inhalt übermittelt: Du bist nie zuhause/hast nie Zeit für mich
Beziehungaspekt wollte vielleicht ausdrücken: Wir sind ein Paar und Paare sollten gemeinsame Zeit verbringen
Selbstoffenbarung: Ich wünsche mir mit dir gemeinsam mehr Zeit
Appell: Du solltest öfter versuchen mit mir Zeit zu verbringen

Je nachdem mit welchem Ohr er nun verstärkt die Botschaft entschlüsselt, versteht er das dann so oder so und intepretiert das auf seine Weise (in der Regel unbewusst) und Männer verstehen dann eben häufig "Du bist SCHULD, dass ich nicht glücklich bin".

Besser wäre es deshalb, was uns allen ja eig. bekannt ist, wenn wir Ich- Botschaften verfassen würden anstatt Feststellungen: "Ich würde mir WÜNSCHEN mit dir öfter gemeinsam mehr Zeit zu verbringen, das würde mich sehr glücklich machen"
Und nicht zB zu sagen: "Du behandelst mich so schlecht und du bist schuld, dass es mir schlecht geht", sondern etwa: " Ich fühle mich ungerecht behandelt und verletzt".

Nach Watzlawicks Kommunikationstheorie entstehen häufig durch Versuche, zwischenmenschliche Probleme zu lösen, erst recht Probleme. Der Lösungsversuch selbst wird dann zum eigentlichen Problem und es entstehen Teufelskreise, die sich aus sich selbst heraus aufrechterhalten und das Problem weiter verschärfen. Ein Beispiel ist hier eine Frau, die sich darüber beschwert, dass ihr Mann ständig in die Kneipe geht, wegen dem ständigen "Gemeckere" der Frau, verzieht sich der Mann noch häufiger in die Kneipe und die Frau "meckert" infolge dessen noch häufiger usw usf..
Aus Sicht des Mannes ist die Frau schuld, dass er sich ständig in die Kneipe flüchtet, während aus Sicht der Frau, der Mann schuld ist, dass sie ständig einen Grund zum Aufregen und Schimpfen hat..


Natürlich haben ich und mein Mann genauso Konflikte, die gibt es wohl in jeder Beziehung und ich schaffe es auch nicht ständig mich an Ich-Botschaften zu halten crazy Aber ich merke schon den Unterschied zwischen einer Du-Botschaft und einer Ich-Botschaft. Nehmen wir mal das Beispiel Haushalt her. Da habe ich schon sehr viel durch Ich-Botschaften bewirkt. Früher habe ich auch "gemeckert" und gesagt, dass er nie hilft und die ganze Arbeit an mir hängen bleibt etc.
Seitdem ich ihm aber sage, wenn ich etwa mal wieder einen langen Arbeitstag habe oder bis Nachts Uni, dass, ich bestimmt ganz erschöpft nach Hause komme und es für mich einfach zuviel ist wenn ich dann noch den ganzen Haushalt schmeiße, und ich mich sehr freuen würde wenn er dies und das erledigen, hilft er mir auch regelmäßig und tut das auch gerne ohne Ausreden.“Helfen“ sage ich deshalb, weil ich doch viel mehr zuhause bin als er, weil ich erst oft spät Uni habe und mehr Freizeit habe, da ist es für mich selbstverständlich, dass ich da schon alles untertags erledige und nicht warte bis er erschöpft von der Arbeit kommt und noch den Haushalt schmeißen soll.
Habe ich aber am Wochenende beispielsweise Uni oder muss arbeiten, dann erledigt er den Haushalt alleine und ich komme am Abend in eine saubere Wohnung zurück. Mittlerweile ist das für ihn schon ganz selbstverständlich geworden, dass er den Haushalt schmeißt wenn ich nicht zuhause bin und ich muss ihn shcon gar nicht mehr darum bitten und das habe ich ganz ohne meckern und jammern „erreicht“, sondern einfach mit nettem Bitten und „Ich-Botschaften“.
Sehr wichtig finde ich, dass man dies auch wertschätzt und diese Wertschätzung auch immer dem Partner mitteilt. Ich sage ihm immer wieder wie toll und nett das ist, dass er die ganze Wohnung aufgeräumt hat, einkaufen war etc und wie glücklich mich das macht, dass ich so einen tollen Mann habe. Natürlich verrichtet er gewisse Dinge nicht so genau wie ich, aber ich werte das dann auch nicht ab und sage ihm nicht, dass das so nicht passt, sondern schaue darüber hinweg und bedanke mich trotzdem, sonst vergeht es ihm vielleicht und tut dann gar nichts mehr. grin
Umgekehrt lobt er mich und bedankt er sich auch immer bei mir wenn ich koche und so macht man das auch einfach viel lieber wenn man dafür Wertschätzung bekommt.

Lustig finde ich, dass die marokkanischen Männer wohl alle das Einkaufen übernehmen. Ob das damit zu tun hat, dass die Männer es von klein auf gewöhnt sind, Einkäufe zu erledigen oder ob es so ist wie Thaimaroc schreibt, dass sie keine Geduld haben mir den bummelnden Frauen und deshalb die Sache in die Hand nehmen nixweiss1 ? Egal, hauptsache sie tun es und wir müssen nicht schwer schleppen oder laugh

LG