Bei alledem wurde aber der emotionale Aspekt vergessen.

Natürlich kann man seinen Mann teilen, ich würde sogar so weit gehen, zu sagen, wenn ich keine Kinder habe, welches Recht hätte ich, ihn zu blockieren, wenn bei ihm ein starker Kinderwunsch besteht? Ich lebe nicht in Polygamie, aber wenn es so wäre, würde es mir sehr schwerfallen, in gleicher Weise mein Herz zu verschenken und mich in derselben Art meinem Mann (emotional) anzuvertrauen, wie wenn wir eins sind. Die Vielehe ist meines Erachtens im Islam erlaubt, weil sie

1. manchmal eine soziale Notwendigkeit ist ( wenn kein Sozialsystem vom Staat besteht und Kinder eine Art Rentenversicherung sind).

2. weil sie der sexuellen Natur von vielen Männern entgegenkommt ( bei den Schiiten ist auch die so genannte "Genussehe" erlaubt, eine Ehe auf Zeit, die von vornherein auch von beiden Seiten auf Zeit festgelegt wird und mit dem ABlauf endet).

3. weil es aus diesen beiden Gründen besser ist, Mehrehe zu erlauben, bei Punkt zwei auch,um dem Ehebruch zuvorzukommen.

Ich bin nicht der Meinung, dass Gott die Mehrehe für den Menschen vorgesehen hat, da die Geburtenstatistik bei Nichteingreifen des Menschen bei 48:52 liegt= auf 48 Mädchen kommen 52 Jungen bei den Neugeborenen. Die Sterblichkeit bei männlichen Säuglingen liegt höher, wohl deshalb die kleine Diskrepanz. Im Folgeschluss hieße dies, dass Gott (oder wer das nicht glauben mag, die Natur) die Einehe vorgesehen hat, denn sonst müsste die Geburtenrate etwa 35:65 aussehen oder so ähnlich.

Man sollte es sich nicht zu einfach machen und ein Leben in der Mehrehe als abgesichert oder "Luxusleben" zu bezeichnen oder Kinderlose eine Belastung fürs System nennen. Ich glaube schon, dass die Mehrehe eine schwierige Sache für die beteiligten Frauen ist. Sie entspricht eigentlich nicht der Natur der Frau und sie entspricht auch keinem höheren Ideal, sondern wird entweder von der Lust oder von der Notwendigkeit bestimmt. Meiner Meinung nach eher ein Rückschritt, was die geistige und geistliche Entwicklung des Menschen betrifft.

Und Kinderlosigkeit ist eine so schwere Prüfung (wenn sie unfreiwillig ist) , dass sie allein schon genügt. Es ist ja auch so, dass das Sozialsystem auch von anderen Faktoren belastet wird, nicht nur von Kindern. Dann müsste man ja abwägen, wie viele Jahre Pflege beispielsweise einem Pflegefall zustehen (er oder sie hat soundsoviele Kinder großgezogen, somit stehen ihm soundsoviele Jahre Pflege zu, danach wird er eingeschläfert) oder man müsste sehen, wie lange jemand gearbeitet hat oder wie kurz, wie lange hat jemand studiert, raucht jemand oder trinkt oder ist jemand zu dick? Würde das nicht ins Uferlose gehen und würde das nicht unmenschlich sein?

In einer solchen Gesellschaft möchte ich nicht leben. Auch deshalb ist der deutsche Staat vorbildlich, da er tatsächlich jeden gleich behandelt. Jeder bekommt eine Grundsicherung, jeder hat medizinische Versorgung. So ist es moralisch richtig und auch islamisch. Dass das System wiederum ausgenutzt wird und der Mensch eben leider nicht so gerecht ist wie das System, steht auf einem anderen Blatt.