Hallo Merlina,

das habe ich aus Harry Mulischs , Die Entdeckung des Himmels, einem Buch, aus dem man unendlich viel mehr lernen kann als aus Geschichtsbüchern und es doch gleichzeitig auch akribisch recherchierte Zeitgeschichte enthält: so muß Lehrstoff sein, so wird er verstanden.

Auch unabhängig von der konkreten Rahmenhandlung ist Mulischs Himmel ein Lesegenuss. Gespickt mit zahlreichen Essays, Nebensträngen und Seitenarmen erfahren wir ganz nebenbei etwas über alte Sprachen, Astronomie, Theologie, Architektur- und Kunstgeschichte und setzen uns mit den Themen Euthanasie, der Rolle Kubas in der 68-er Bewegung oder der Quantentheorie auseinander. Diese Exkurse sind für sich genommen literarische und intellektuelle Höhepunkte. All das macht den "Himmel" in meinen Augen zu einem literarischen Meisterwerk der Gegenwart und seit vielen Jahren zu einem meiner unangefochtenen Lieblingsbücher.

Man kann dann im Anhang die Quellen nachlesen, aber Harry Mulisch ist nunmal ein fanatischer Faktenverarbeiter zu spannender Literatur: man kann ihn gar nicht genug bei sich zu Hause stehen haben. Der Grundgedanke bei der "Entdeckung des Himmels" ist, daß der liebe Gott den Menschen die 10 Gebote wieder wegnehmen will - weil sie sie nicht mehr verdient haben. Insgesamt ist es jedoch einer der wenigen aktuellen Romane, die die vergangenen 70 Jahre umfassen: und bloß nicht den dazugehörigen Film anschauen!

Josi