Liebe Josi,

danke für deinen Zuspruch, auch an Najib, der mir hin und wieder Beistand leistet. Was solche Themen anbelangt, sind Leute mit derartigen Einstellungen leider sehr rar vertreten. Entweder es sind solche wie Aschraf alias Kahdija, die ihre Defizite auf den Rücken von Minderheiten austragen oder Menschen die ignorierend wegschauen (oder auch zuschauen) und damit gewollt oder auch ungewollt Zustimmung zu solchen antisemetischen Aussagen leisten.

Würden wir in einer Gesellschaft leben die tatsächlich Menschrechte achten würde und als ein Gut der zivilisierten Gesellschaft nicht nur zum Schein betrachten würde, dann müssten all diese Gesellschaftsmitglieder, sei es im realen oder virtuellem Leben, aufschreien bei derartigen fremdenfeindlichen, antisemetischen Aussagen und Haltungen.

Hier nur ein Beispiel von vielen in meinem Leben. Trotz meines jungen Alters habe ich etliche solche oder ähnliche Beobachtungen sammeln können und seit meiner frühen Kindheit beschäftigen mich solche Phänomene und mich graust die Brutalität dieser ach so zivilisierten und fortschrittlichen Gesellschaft, welche vorgibt die Menschrenrechte verinnerlicht zu haben und zu leben.

Hier nur ein Beispiel von vielen:


Ich war mit meinem Mann in einem Wartezimmer in einer Klinikambulanz und da saßen unter anderem ein paar türkischstämmige Leute, die sich ganz friedlich miteinander unterhielten. Sie waren wirklich nicht laut oder störend, im Gegenteil sie haben sich ganz leise unterhalten, aber eben in ihrer Sprache. Ist doch normal, wir unterhalten uns im Ausland doch auch untereinander in unserer Sprache, auch wenn wir da schon länger leben, das ist ganz natürlich, dass man sich untereinander in seiner Muttersprache unterhält. Wie gesagt, sie waren wirklich leise in ihrer Unterhaltung und absolut nicht störend.

Ihnen Gegenüber saß ein transsexueller Mann (Kahdija ???), ich habe natürlich auch nichts gegen andere sexuellen Orientierungen, aber warum ich das jetzt dazu schreibe ist folgender: Er fing lautstark zu schimpfen an, dass das eine Frechheit sei, dass sie da türkisch reden und diese Scheiß-Islamisierung und blablaba, er war so etwas von feindselig und aggressiv und da denke ich mir, er wird wahrscheinlich schon für sein Andersartig-Sein Respekt und Toleranz einfordern, ihn sollten die Leute mit seiner Andersartgkeit respektieren, aber selbst null Toleranz gegenüber anderen. Ich sagte das natürlich nicht. Aber ich dachte es mir.

Dennoch sah ich es als meine Pflicht, als Österreicherin hier einzutreten und Courage zu zeigen und fragte ihn genauso lautstark was das soll, das wir in eine Demokratie leben mit Rede- und Religionsfreiheit und wenn hier jemand störend wäre, dann er mit dem Krawall den er hier veranstalte, diese Leute unterhalten sich nur friedlich und er muss da jetzt lautstark herumschreien?. Er schaute nur dumm und hat auch keinen Ton mehr von sich gelassen.

Für mich ist das total normal, dass ich gegen dieses Benehmen protestiert habe, aber ich musste leider feststellen, dass kein einziger anderer Österreicher irgendwie eine Empörung oder die kleinste Rührung oder dergleichen zeigte. Das Verhalten dieser Person war anscheinend nichts sonderliches und löste keinerlei Entsetzen oder Entrüstung aus. Nur ich von all den Österreichern hat protestiert und natürlich auch die türkischsprachigen und mein Mann. Ich war allerdings die erste, da die Angegriffenen erst mal perplex waren über dieses Verhalten.

Mir fällt so ein Verhalten in dieser oder anderer Weise immer wieder auf. Ich erlebte schon oft solche Situationen und ich kann da nicht stillschweigend wegschauen. Ich muss da einfach protestieren und mich für meine Mitmenschen einsetzen, aber ich merke, dass ich so gut wie immer die einzige damit bin, die anderen schauen weg, sagen nichts oder schauen belustigt zu oder machen sogar noch mit! Entweder fehlt die Zivilcourage oder so viele Menschen haben rassistische Einstellungen.

Auf alle Fälle signalisiert dieses stillschweigende zu- bzw. wegschauen ein Einverständnis mit einem derartigen Verhalten. In einer Gesellschaft die angebliche Menschenrechte, die Würde des Menschen, Recht auf freie Persönlichkeitsentfaltung, Religionsfreiheit etc.in ihren Gesetzen (scheinhalber) verankert hat und nach Aussen hin diese immer wieder (scheinhalber) demonstriert und sich darauf beruft, darf es nicht sein, dass Menschen da einfach darüber wegschauen und sich nicht lautstark gegen dieses unakzeptable Fehlverhalten einsetzen und eintreten.

Ja dies ist unsere zivilisierte Gesellschaft, die bei öffentlicher Fremdenfeindlichkeit zuschaut und ihr lautes oder stilles Einverständnis bekunden.

Ja Josi, mich beschäftigt dieses Thema Menschrechte und Fremdenfeindlichkeit (vor allem Missachtung der Menschenrechte gepaart mit Fremdenfeindlichkeit) in Österreich auch sehr stark (und nicht nur dort), dies nicht erst seit ich mit meinem Mann liiert bin und nun selbst persönlich die gesellschaftliche und instituitionelle Diskriminierung an Menschen mit Migrationshintergründen erfahre.
Auch schon zuvor war dies ein Thema, das mich schon immer stark beschäftigte und mich wohl auch früher oder später in meine berufliche Laufbahn verschlagen wird, zumindest sehe ich es als Berufung hier einzutreten und dies auch jetzt schon in der Form, dass ich Fremdenhass nicht akzeptiere als Meinung,sondern dagegen konsequent eintrete.

Auch hier sehe ich es als große Alternative und Chance, dass mein Mann aus Marokko kommt, den ich mir nicht "importierte" und auch nicht "kastrieren" werde, sondern ihn, seine Herkunft und seine Wurzeln als Bereicherung und eine weiter Horizonterweiterung in meinem Leben betrachte, mit dem ich gemeinsam den Weg gehen werde gegen all diese fremdenfeindlichen, antisemtischen Haltungen und Strömungen zu kämpfen und auch unseren Nachfolgen Stärke und Widerstand und vor allem einen offenen und freien Geist zu vermitteln.
Für mich habe ich neben Österreich in dem ich mich (mal mehr mal weniger) fehl am Platz fühlte und fühle mit meiner Einstellung zu meinen Mitmenschen dieser WELT, mit Marokko eine zweite Heimat entdeckt,in der ich mir auf alle Fälle für meine Zukunft eine Fluchtmöglichkeit schaffen werde vor diesem Land mit seinem vorgegaukeltem (Menschen-)Rechtsbewusstsein indem Antisemitismus, Fremdenhass mehr willkommen ist als die Vielfalt der Menschheit und die Liebe zu und vor allem die Würde für die Mitmenschen.