Original geschrieben von: caryamea

Das möchte ich als Gedankenanstoß vorne weg schicken.
Was hier wohl nur zum Ausdruck gebracht werden soll von Gulalman?
ist, dem einen sein Freiheitskämpfer ist dem anderen sein Terrorist. Es kommt nur auf den eigenen Standpunkt der Überzeugung an, also auf welcher Seite ich stehe.


Hallo Caryamea,

vielen Dank für Deinen Beitrag, wenigsten gibt es hier einen Menschen, der Dinge aus verscheiden Blickwinkeln sehen und verstehen kann, auch wenn er fremde Sichtweisen deshalb nicht notwendigerweise billigen muss.

Was "interkulturelle Kompetenz" angeht, um hier mal ein hochgestochenes Modewort zu gebrauchen, sieht es hier im Forum offensichtlich nicht besonders toll aus. Das ist auch kein gutes Zeichen für bikulturelle Ehen.

Hier noch eine Geschichte, vielleicht versteht ja doch noch der eine oder andere, was ich meine:

In Syrien haben ich mit einem Freund zusammen eine Großfamilie mit vielem Angehörigen, auch sehr viele Kindern und jungen Erwachsenen kennengelernt.

Einer der erwachsenen Söhne war der allgemein beliebte, gute und geschätzte Sohn. Irgendwann habe ich erfahren, dass er seine Schwester umgebracht hat. Zuerst war ich erstaunt, dass sie ihn lieben, OBWOHL er die die Schwester umgebracht hat.

Irgendwann, nach dem ich die Familie besser kennengelernt hatte, ist mir dann klar geworden, dass er der ideale Sohn war, WEIL er die Schwester umgebracht hat.

Er hat damit nämlich die Familienehre gerettet, die die Schwester beschädigt hat, weil sie etwas mit einem Mann hatte, ohne mit ihm verheiratet zu sein. Er hat sich für die Familie aufgeopfert, das Mädchen umgebracht, was bestimmt wenig Spaß gemacht hat und ist nachher sogar noch für ein paar Monate in Gefängnis gewandert, wie das bei Ehrenmorden in Syrien so üblich ist.

Er war und ist kein schlechter Mensch, ganz im Gegenteil, er hat das gemacht, was die Leute, die ihm wichtig sind, von ihm erwarten und für gut finden und er hat dafür sogar etliche Opfer gebracht.

Nach westlichen Maßstäben ist er natürlich ein Mörder und damit ein schlechter Mensch, nach traditionell kurdischer Auffassung ist er das überhaupt nicht, ganz im Gegenteil, er hat sich vorbildlich verhalten und damit ein guter Mensch!

Was binationale Ehen angeht, bestünde ja beispielsweise die Möglichkeit, dass eine deutsche Frau spürt, dass er ein guter Mensch ist und ihn heiratet und sie haben Töchter und irgendwann hat eine Tochter etwas mit einem Mann ohne verheiratet zu sein und der Vater bringt sie um.

Das Herz der Deutschen Frau hat sich nicht getäuscht, sie hat ja wirklich eine guten Mann geheiratet (aus kurdischer Sicht), aber trotzdem ist ein grauenhaftes orientalische Drama draus geworden.

Liebe Grüße an alle

Gu Lalman